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barocke Prachtbauten & -Strassen

Prachtbauten  in der Kanzleistraße – Bayreuth

Eine Übersicht unserer Prachtbauten, finden Sie weiter unten auf dieser Seite. Klicken Sie mit der Maus auf eins der Bilder und erfahren Sie mehr über das jeweilige Gebäude.

Die Kanzleistraße rahmt zusammen mit der älteren Maximilianstraße und der Sophienstraße den alten Stadtkern mit der spätgotischen Stadtkirche, dem Kirchplatz und den schmalen mittelalterlichen Gassen in diesem Quartier ein. Zum Markt hin bildet die Fassade des Alten Schlosses einen Blickfang und zugleich Querriegel für das Auge. Überquert man am anderen Ende der Kanzleistraße die Friedrich- und Sophienstraße, so gelangt man als Spaziergänger zwischen Steingraeber-Palais links und dem etwas versteckten Operla-Marionettentheater rechts zur alten Stadtmauer, wo die Stufen hinauf zu einem Terrassen-Restaurant und hinab in die Dammallee führen.

Der Straßenzug selber wird auf der südlichen Seite, der Stadtkirche gegenüber, seit dem 17. Jh. vom inzwischen gelb verputzten und im 19. Jh. vereinheitlichten Gebäudekomplex der früheren Kanzlei bestimmt. Dieser demonstriert in langer Baugeschichte die Bedeutung und das Wachstum der Markgräflichen – und später der Bayerischen bzw. Oberfränkischen – Verwaltung und bildet heute noch den rückwärtigen Gebäudeteil der Regierung von Oberfranken.

Dennoch erhielt die Straße den Namen Kanzleistraße erst 1807.
Bis dahin und seit 1510 ist die gebräuchliche Bezeichnung Schmied- oder auch Schmidtgasse. Man führt diesen Namen auf den Färber Contz Schmidt zurück, der von 1507 – 1513 am Eingang dieser Straße wohnte. Nach Horst Fischer und seinem Häuserbuch handelte es sich „sehr wahrscheinlich um eine mit der Entstehung der Stadtkirche sekundär entstandene Straße, die dem Zugang zur Kirche und dem Bau und der Besetzung der Stadtmauer dienen sollte.“ Diese alte, bis zu 6m hohe Stadtmauer ist – von den Innenhöfen und Gärten der linksseitigen Gebäude (mit den ungeraden Nummern) aus – teilweise noch zu besichtigen, zum Beispiel von Besuchern der Regierung.

1603 verlegt Markgraf Christian (1581/1603-1655) seine Regierung von der Plassenburg Kulmbach ins Alte Schloss Bayreuth. Schon 1604 und 1609 wird die Gasse gepflastert. Die damaligen Gebäude überleben alle den Stadtbrand von 1605 und den verheerenden von 1621 zumindest die auf der Stadtmauerseite. Die erste Kanzley lässt Markgraf Christian ab 1621 als zweitwichtigstes Herrschaftsgebäude und vielbewundertes architektonisches Schmuckstück von Hofarchitekt Abraham Schade errichten. 1643 kauft er noch ein Nachbargebäude dazu.

Zwischen 1621 und heute wird die anfängliche Gasse durch die sich ständig ausdehnende Kanzlei zur ansehnlichen Straße. Im 18. Jh. setzen die Markgrafen Friedrich III (1711/1735-1763) 1748 und Alexander (1736/1769-1791) 1768 den Ausbau der Hofkanzlei fort, die dann im 19. Jh. unter Königlich-Bayerischer Regierung 1843ff ihre Vereinheitlichung und 1885 ihren Abschluss erhält.

Die zur Friedrichstraße hin an die Kanzlei anschließenden Pfarr- und Dekanatsgebäude aus dem Barock werden im Detail ebenfalls einzeln vorgestellt, mit eigenen Bild-Kacheln, ebenso wie die zum Teil ältesten Bayreuther Gebäude am Straßenende, die in der Literatur immer wieder als ehemalige Burggüter aus dem Mittelalter bezeichnet werden. Aber ob die Seckendorfer und Nankenreuther (Hausnummern 13 & 15) wirklich Landadelige waren, die keine Steuern zahlen mussten, weil sie dafür „die Stadtmauer bei der Verteidigung unterstützten“, ist inzwischen nicht nur fragwürdig, sondern widerlegt.*

Dieses tradierte Missverständnis erschien einst logisch, da die wenigen Bayreuther „Burggüter“ nahe der Stadtmauer standen. Deshalb auch immer wieder der Hinweis auf das „Wachtzimmer“ mit dem Blick auf die angebliche „Nürnberger Heerstraße“ bei Kanzleistraße 15. Nur gab es dort wenig zu sehen. Als Burggut konnte der Markgraf einem Adeligen aber nicht nur ein befestigtes Stadthaus, sondern ebenso gut auch ein bäuerliches Anwesen verleihen, welches dieser natürlich nicht selbst bebaute, sondern an Bauern weiterverlieh.

Sowohl das Haus in der Stadt als auch das Landanwesen waren nur Entlohnung dafür, dass der Adelige im Kriegsfall bewaffnet und mit Gefolge für Kriegsdienste in und außerhalb der Stadt zur Verfügung stand. Das konnte, musste also nicht unbedingt die Verteidigung der Stadtmauer sein, die als herrschaftliche Befestigungsanlage ohnehin in Bayreuth eher theoretischen Wert hatte. Um dieses Privileg gab es zudem oft juristisch anhaltende Streitereien, wenn die Besitzverhältnisse wechselten.

* Horst Fischer geht im 1. Band seines Häuserbuches auf
den S. 140 – 175 ausführlicher auf diese Diskussion ein

Blick aus der Kanzleistraße – Aquarell Hans-Joachim Schirmer
Blick in die Kanzleistraße
Blick ans Ende der Kanzleistraße
1745 Bayreuth Centrum. Riedinger Plan – Ausschnitt (Historisches Museum)
Wilhelm Müller. Bayreuth. Anfänge einer oberfränkischen Stadt, 1966
Ein Klick auf die Bilder vergrößert diese.

Textredaktion & Fotos: Karla Fohrbeck, 2023
Mein besonderer Dank für persönliche Beratung und Textkorrektur gilt Christine Bartholomäus (Stadtarchiv Bayreuth) & Walter Bartl.

Die Hinweise zur LITERATUR finden Sie unterhalb von Bildkachel-Übersicht und City-Plan.

LITERATUR zur Kanzleistraße

Das einschlägige Werk zur Kanzlei stammt von Hellmut Albrecht (damals zuständiger Leiter Hochbau bei der Regierung von Oberfranken): Das Gebäude der Regierung von Oberfranken. Geschichte-Räume-Freiräume und Details, Bayreuth: Oberfrankenstiftung 1998, 80 S. Siehe auch die Homepage der Regierung:   https://www.regierung.oberfranken.bayern.de/ueber_uns/gebaeude_regierung/kanzleistrasse_fassade/index.html

  • August Gebessler: Stadt und Landkreis Bayreuth, Die Kunstdenkmäler von Bayern, Reihe Kurzinventare, München 1959
  • Helmut Haas: Bauinschriften der Stadt Bayreuth bis zum Jahr 1899. Maschinen-Manuskript (im Stadtarchiv einzusehen)
  • Sylvia Habermann: Alte Bayreuther Fassaden. 1983. Edition Boltz
  • Sylvia Habermann: Cicerone. 1988 (Historisches Museum, damals Stadtmuseum Bayreuth)
  • Horst Fischer: Häuserbuch der Stadt Bayreuth. Bände I und II. Verlag Rabenstein. Bayreuth 1991
  • Franz Simon Meyer: Kunst vor 1800. 2016 (Das umfangreiche Ms mit Fotos zur Baukultur in Bayreuth befindet sich im Stadtarchiv Bayreuth)
  • Frank Piontek: Die Regierungsbibliothek. 2021 (im Kulturbrief Bayreuth vom Juni, Verlag Breuer & Sohn)
  • Karl Sitzmann: Illustrierter Führer durch Bayreuth. 1951
  • Katharina Sitzmann: Baualtersplan (befindet sich im Stadtarchiv Bayreuth)
  • Geschichtstafel am Haus Kanzleistraße 13
  • Die Denkmallisten des Bayerischen Denkmal-Atlas sind online verfügbar über die Seiten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege = http://www.blfd.bayern.de/denkmalerfassung/denkmalliste/denkmalliste/index.php
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