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Barockgärten & Parks
Barockgärten & Parks in der Region
Etliche der Parks aus der Markgrafenzeit, die uns heute noch erfreuen, wurden schon im 16. &17. Jh. angelegt und im 18. Jh. erweitert – so der Hofgarten am Neuen Schloss in Bayreuth (zuvor v.a. Nutzgarten & Baille Maille) oder die Eremitage am Stadtrand (zuvor Tiergehege). Sie sind heute beliebte Erholungs- und Ausflugsziele.
Kaum noch etwas zu erkennen ist heute von dem Park bzw. Barockgarten, den der junge Erbprinz und spätere Markgraf Georg Wilhelm (1678/1712-1726) zwischen seinem Ordensschloss und seiner Planstadt St. Georgen am See anlegen ließ. Der letzte Markgraf Alexander (1769-1791) verschönerte ihn sogar noch um eine Orangerie. Dennoch widmen wir hierzu einen eigenen Beitrag, da sich mit ihm und dem einstigen Brandenburger Weiher so viele Erinnerungen verbinden: Roseninsel und Weiherhaus, Seeschlachten & Seefeste (letztere auch bei den späteren Markgrafen bis 1771 beliebt), Theater- bzw- Opern-Events mit Blick auf den See, Matrosengasse, See- und Insel-Straßennamen, all das soll in diesem Kapitel noch einmal aufleben dürfen.
Das Thema ist noch in Arbeit und wird später an dieser Stelle verlinkt.
Eine Übersicht über die einzelnen Barockgärten und Parks, finden Sie weiter unten auf dieser Seite.
Der colorierte Ausschnitt dazu aus der Carte spéciale de la résidence de Bayreuth von 1745 stammt von Ingenieurhauptmann Johann Adam Riediger
(Historisches Museum Bayreuth).
Schlossparks aus der Zeit der Markgräfin Wilhelmine (1732-1758)
Die höfische Gartenkultur erfährt in der Barockzeit ihren Höhepunkt. Schloss und Park werden als Einheit angelegt. Auf den Kavaliers- und anderen Reisen, durch Vorlagenbücher und Kupferstiche informierte man sich über die europäischen Standards und „die neueste Mode“, entwickelte aber gerade dank dieser Kenntnisse abweichende und höchst individuelle Schöpfungen.
Zum „Reich der Wilhelmine“ gehören die vier Schlossparks aus der Mitte und 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts in und um Bayreuth, die von der Bayerischen Schlösserverwaltung wunderbar restauriert wurden, gepflegt und betreut werden. Sie sind aber zum Teil älter, gingen aus Küchen-, Jagd- oder Tiergärten hervor, erhielten in der markgräflichen Blütezeit ihre Gestalt als Gartenkunst- und Parkanlagen, verfielen danach für lange Zeit und bezaubern heute die Besucher wieder durch ihre arkadische Atmosphäre.
Markgraf Friedrich (1711/1735-1763) schätzte nicht nur das Billard-Spiel, sondern im Freien auch das Maille-Spiel. Im Hofgarten, in der Eremitage und in Himmelkron unterhielt man schon vorher 3 große Mail-Bahnen. Den spielerisch-philosophischen Geist der Markgräfin Wilhelmine spürt man besonders im Hofgarten der Eremitage um Orangerie und Altes Schloss herum sowie im Felsengarten Sanspareil bei Wonsees, wo ihr Gemahl Markgraf Friedrich bei Zwernitz eines seiner Jagdgebiete hatte und die natürliche bizarre Felslandschaft im Buchenhain-Gelände der Fränkischen Schweiz durch ein ganzes literarisches Programm, Treppen, Aussichtspunkte, Strohhäuser, Pavillons und ein 2. Ruinentheater zur Attraktion wurde. Der historische Hofgarten in Bayreuth wurde im Zuge der Baumaßnahmen am Neuen Schloss vom Markgrafenpaar umgestaltet und ausgeweitet.
Der Schlosspark Fantaisie in Donndorf-Eckersdorf hatte seine Blütezeit erst nach dem Tode von Markgräfin Wilhelmine unter der einzigen Tochter, Herzogin Elisabeth Friederike Sophie, und vereint als außergewöhnliches Gartenkunstwerk – das bis Ende des 19. Jahrhunderts von den württembergischen Herzögen weiterentwickelt wurde – Stilphasen vom Rokokogarten über den sentimentalen Landschaftsgarten bis zum stilpluralistischen Park mit Gedenksteinen, Siegessäulen und Katakomben. Besuchen Sie dort auch das erste deutsche Gartenkunst-Museum, das einen abwechslungsreichen und vielschichtigen Spaziergang durch die deutsche Gartengeschichte und den prachtvollen Saal des Schlosses erlaubt und als Krönung eine kostbar rekonstruierte Kopie des Intarsienkabinetts der Gebrüder Spindler zu bieten hat.
Der Jean-Paul-Weg verbindet alle 4 Barockparks, so dass sie auch erwandert werden können. Und Sie werden sich wundern, wo es überall noch kleinere Barockgärten in der Region zu entdecken gibt.
Diese Gartenführer erhalten Sie sowohl in den Parkanlagen (Automat) wie auch in den Museumsshops, zusammen mit weiteren Broschüren, Karten und Büchern.
Arkadienweg
Der Arkadien-Charakter dieser Region inspirierte bereits die musische Markgräfin Wilhelmine in der ausgehenden Barockzeit und später nicht nur Jean Paul und Richard und Cosima Wagner ganz besonders. Der Dichter Jean Paul hat diese Strecke, diese Parks und Schlösser nicht nur erwandert, sondern auch in seinen Romanen verewigt. Richard und Cosima Wagner, so steht es jedenfalls in den Tagebüchern, machten oft Ausflüge mit ihren Kindern oder Gästen dahin. Auch die heutigen Kulturtouristen werden vom idyllischen Reiz dieser verzauberten Kulturlandschaft berührt.
Der Jean-Paul-Weg (www.jeanpaul-oberfranken.de) verbindet daher in seinem südlichen Verlauf um Bayreuth herum zugleich auch die wichtigsten vier Markgrafenschlösser und Parks, die heute von der Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage verwaltet werden. Dazu gehören die Eremitage, der Hofgarten in Bayreuth, die Fantaisie und Sanspareil. Er heißt auf dieser Strecke daher auch Arkadienweg. Auf ihm kann man das Reich der Wilhelmine erwandern.
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Kleinere Barockgärten in der Region
Neben den markgräflichen Schlossparks gibt es in der Region kleinere barocke Gartenanlagen, die es zu entdecken lohnt. Dazu gehören unter anderem der wieder hergestellte Barockgarten am Langheimer Amtshof in Kulmbach und die barocken Terrassengärten in Neudrossenfeld mit ihrer Hanglage direkt hinterm Schloss, der Himmelstreppe und dem Blick über das Rotmaintal. Die Baille-Maille-Allee in Himmelkron, damals die erste Lindenallee überhaupt, hat ebenfalls eine lange Geschichte und wurde als eine der längsten und schönsten Europas bezeichnet. Weitere Kleinode sind die Barockgärten an den Schlössern von Goldkronach sowie Birken oder auch Colmdorf in Bayreuth und der kleine barocke Garten in Obernsees zwischen Kirche, Pfarrhaus und Friedhof. Auf den Kurpark in Bad Alexandersbad sei hier nur per Link hingewiesen.
Besuchen Sie die Barockgärten der Region, machen Sie einen Spaziergang, lassen Sie sich inspirieren und genießen Sie die „gestaltete Natur“ zu jeder Jahreszeit.
Eine Besonderheit in unserer Region sind außerdem die geleiteten und kunstvoll beschnittenen Tanzlinden mit ihren Sandsteinsäulen aus der Barockzeit. Im Tanzlindenbaumuseum (samt Tanzlinde) in Neudrossenfeld – neben dem Gasthof Bräuwerck (Ortsmitte) – können Sie die Vielfalt dieser speziellen, einst höfischen barocken Baumkunst bewundern – und natürlich auch vor Ort in Peesten, Langenstadt und Limmersdorf.
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Bürger-, Kur- & Ökoparks in markgräflicher Tradition
Barocke Park- und Gartenanlagen, die in der Markgrafenzeit angelegt oder weiterentwickelt wurden, dienten im 19. Jh. und bis heute für eine Reihe weiterer Parks und Gärten als Vorbild.
Dem Dendrologischen Rothers Park & dem Kurgarten in Bad Berneck, die beide im 19. Jh. angelegt und weiterentwickelt wurden, widmen wir eigene Beiträge.
In Bayreuth gehören Bürgerparks – wie der Festspielpark und der Röhrensee-Tierpark dazu, aber auch der Ökologisch-Botanische Garten auf dem Campus der Universität Bayreuth. Jüngstes Beispiel für diese aufeinander aufbauende Park- & Garten-Tradition ist die nach der Markgräfin benannte Wilhelminenaue in Bayreuth, die für die Landesgartenschau 2016 neu angelegt wurde.
Da wir im Rahmen der Landesgartenschau Bayreuth 2016 eine Reihe thematischer Stelen konzipiert haben, die am Rotmainauenweg (Stadtbereich Bayreuth bis Langenstadt) auf diese besonderen Parks und Gartenanlagen in der Region aufmerksam machen, fügen wir diese an.
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Barocke Vorbild-Muster lassen sich natürlich selbst in späteren Villen-, Siedlungs- oder in regionalen Bauerngärten noch aufspüren. Auch dort finden sich vereinzelt Springbrunnen, beschnittene Buchsbaumhecken & -kugeln, Lauben, Zierwege, Spalierobst, ja sogar Skulpturen und Amphoren aus der antiken Mythologie. Jeder wünscht sich heute arkadische Orte, sei es im Urlaub, sei es für ein glückliches und beschauliches Leben auf dem Land oder wenn möglich auch in der Stadt. In einer hektischen und digitalisierten Epoche ist die Sehnsucht nach Utopia Allgemeingut – und, was die Verschuldung angeht, stehen wir früheren Zeiten kaum nach.
Text: Karla Fohrbeck