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VON ÄBTISSINNEN & RITTERN –
Grabmale & Epitaphe aus der Klosterzeit

Adelige Nonnen
im Zisterzienserinnen-Kloster

Eine Grafik-Karte von Ulrich Schmidt (in Helmuth Meißner. Himmelkron 1979) zeigt für den Zeitraum 1398-1547 den enormen Zuwachsbereich des Klosters an Grundherrschaft im Markgraftum  – Wiesen, Felder, Wälder, Weinberge, Wasserrechte und Fischweiher, Einzelhöfe und ganze Dörfer – heute den Landkreisen Kulmbach und Bayreuth, aber auch Hof zuzuordnen. Das Kloster war reich und einflussreich. Denn die Töchter fränkischer Adelsgeschlechter brachten ihre Mitgift ein (obwohl das vom Zisterzienserorden offiziell untersagt war) – und es gab viele Zustiftungen. Allein die Verwaltung und die „Finanzbuchhaltung“ erforderten hohe Logistik und Kompetenz. Lesen, Schreiben, Buchillustration, Rechnen, Gesang gehörten zur Erziehung – falls die Nonnen diese Fähigkeiten nicht ohnehin schon mitbrachten.

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Die Vision des Bernhard von Clairvaux

Die Ritterdamen waren „edel erzogen“ und gingen nicht alle freiwillig oder aus reinen Glaubensgründen ins Kloster. Aber ein Zurück in die adelige Familie gab es nicht mehr, wenn sie – nach 4 plus 3 Tagen Bedenkzeit und anschließendem Probejahr – bei ihrem Entschluss blieben. Die Ordensverpflichtungen der Heiligen Benedikt und Bernhard von Clairvaux sind streng, kein eigener Besitz, Armut, Keuschheit, Zeiten der Stille, Gehorsam gegenüber der Äbtissin und dem Vater-Abt (hier aus Kloster Langheim)die Liebe Christi und innerer Reichtum der Lohn.

Der Tag begann um 1 oder 2 Uhr in der Nacht und war durch Messe, Lobgesang, Exerzitien und Gebete streng geregelt. Gegessen wurde vegetarisch, Eier und Milch ja, Fisch gelegentlich, Wein mit Wasser verdünnt, zu besonderen Zeiten auch Bier aus der eigenen Brauerei. Alle trugen das weiße Gewand mit schwarzem Gürtel, schwarzer Kapuze und schwarzen Skapulieren (Überwurf über der Ordenstracht). Auch wenn von fliehenden und ungehorsamen Nonnen berichtet wird. Das Ansehen der Nonnen und die geistige (und weltliche) Macht des Konvents waren groß – entsprechend auch der Zulauf. Laienschwestern halfen in Wirtschaft und Alltag. Es ranken sich „naturgemäß“ auch viele Sagen um das ehemalige Kloster.

Das Sandsteinrelief von 1518 über dem Eingang zum Schlosshof wurde von der Äbtissin Magdalena von Wirsberg gestiftet und gibt die Vision des Heiligen Berhard von Clairvaux wieder, wie Christus sich ihm vom Kreuz herab zuneigt. Rechts kniend hat sich die Äbtissin selber ins Bild gebracht, dahinter ihre Schwester Dorothea von Wirsberg. Auf der anderen Seite des Durchgangs befindet sich über dem Hoftor ein Gedächtnis-Fenster der Äbtissin MVW von 1516, die hier dem Kloster ihren Segen hinterläßt.

Bildnis-Epitaphe von Äbtissinnen

Bei der späteren Innen-Barockisierung der Klosterkirche hat man auch eine Reihe weiterer, gut erhaltener Sandsteinreliefs von Äbtissinnen aus den Jahrhunderten vor der Reformation stehen lassen. Die Epitaphe lehnen mit dem Rücken an der Kreuzgang-Wand und sind auch wegen ihrer frühen Porträt-Qualität bemerkenswert.

Margarethe von Döhlau, die letzte Äbtissin (und inzwischen protestantisch) trägt nicht mehr den Stab, sondern das Kreuz Christi in der Hand.

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Orlamünde-Bildnis-Grabsteine aus dem 14. Jh.

Diese drei außergewöhnlichen Grabmäler sind vermutlich Stiftungen der Äbtissin Agnes von Orlamünde (1354 gestorben).

  • Sie hat sich – wohl noch zu ihren Lebzeiten – auf einem eigenen Stein selbst porträtieren lassen. Ihr Grabstein neben der kleinen Kirchentür gilt Historiker Helmuth Meißner „als das schönste Kleinod in Stein, das die Kirche aufzuweisen hat.“
  • Das gut erhaltene, farbige Epitaph eines Ritters in Rüstung an der Südwand der Kirche porträtiert Graf Otto VII (1340 gestorben), den letzten Orlamünder auf der Plassenburg in Kulmbach.
  • Die Gestalt eines weiteren Orlamünder Ritters – mit dem Orlamünder-Löwen auf dem Schild – hält im Chorraum zu Häupten des Kloster-Stifters, Graf Otto IV von Orlamünde (im Sarkophag) die Wacht. Man konnte ihn bislang aber keiner historischen Biografie sicher zuordnen.

Jahrhunderte interessierten Qualität und Zustand der Bildwerke niemanden. Aber im 20 Jh. begannen sich die Kunsthistoriker, vor allem Wilhelm Funk,  dafür zu interessieren, und eine Fraktion der vergleichenden Forschung einigte sich auf den sogenannten Wolfskeelmeister als Künstler – den genialen Plastiker aus Würzburg, der dort den Bischof Otto von Wolfskeel porträtierte und dem die Äbtissin diese Aufträge erteilt haben könnte. Kunsthistoriker Erich Schneider ordnet die Grabplatte der Agnes von Orlamünde eher dem Meister des Hohenlohe-Grabmals im Bamberger Dom zu (1993), Alexander von Reitzenstein zieht noch andere Meister von Ritterbildnissteinen aus der Zeit in Betracht.

Versteckt unter der Empore

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Ritter-Grabmale im Chorraum (hinterm Kanzelaltar)  –  Bildergalerie

„Moderne Kunst“ auf ältestem Wappenstein  (13. Jahrhundert)

Text & Fotos: Karla Fohrbeck, 2023