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MARKGRÄFLICHES KUR-SCHLOSS ALEXANDERSBAD

„Eigentlich ist das als Schloss Alexandersbad bekannte Gebäude gar kein richtiges Schloss  . . .“ so fangen die Werbe- und Infotexte für dieses frühklassizistische Badezentrum im historischen Kurort Bad Alexandersbad im Fichtelgebirge allgemein an. Denn der schlossähnliche imposante Bau von 1782-1783 war nie markgräfliche Residenz oder Wohnsitz, sondern von Anfang an als Kurhotel zur Unterbringung der Badegäste gedacht und geplant.

Aber wer würde den Beitrag schon beim Thema Prachtbauten suchen und finden, wo es nun einmal als Schloss Alexandersbad „eingebürgert“ ist? Noch dazu von Markgraf Alexander höchstpersönlich als (bis heute) modernes Gesundheitszentrum, highlight und damals durchaus auch als Wirtschaftsimpuls im abgelegenen Fichtelgebirge geplant (heute Landkreis Wunsiedel).

Wirtschaftsförderung im großen Stil

Sowohl Markgraf Friedrich (1735-1763) wie Markgraf Alexander (1769-1792) erfüllten hier im Sechsämterland landesherrliche Patronatsaufgaben, die über das Nutzungsinteresse am Reichtum der Wälder und Jagdgebiete hinausgingen. Insbesondere Markgraf Alexander, dem der ganze Ort seinen Namen und die Aufwertung zum Bad verdankt, investierte hier weitsichtig und großzügig an die 40 Tausend Gulden für das pompöse Badehaus und den Ausbau der Anlagen. Die neu errichteten Quellengebäude konnten schon im Sommer davor in Anwesenheit des Fürsten ihrer Bestimmung übergeben werden.

Für die Pläne der beiden frühklassizistischen Gebäude und die gesamte Bauleitung war 1783 der Bayreuther Hofbauinspektor Johann Gottlieb Riedel (1722-1791) verantwortlich, insbesondere für die 20 Zimmer für Kurgäste und Kabinette für Bedienstete in den beiden Seitenflügeln (je 7 Fensterachsen) sowie den großen Saal hinter dem vorspringenden breiten Mittelrisalit (mit 4 Fenster­achsen) – ein „überaus schöner Saal, wo in der Folge die Curgäste zusammen treten, da essen, trinken, spielen und lustig seyn sollen; er ist so groß, daß er gemächlich siebenzig und mehr Personen fassen kann“. Um die Räume komfortabel und trocken zu halten, wurden die Steinmauern innen mit Ziegelsteinen ausgemauert.

Wahrhaft fürstlich sollten es die bürgerlichen und adeligen Kurgäste haben, mit Orchester, Billard und anderen Annehmlichkeiten wie Stallungen und Remisen. „Stille Örtchen“ für die gesättigten Gäste hatte man pikanterweise vergessen, sie wurden später an die Seitenflügel angebaut. Für die Gestaltung der Parkanlagen, Wasserspiele und Spazierwege war die Bayreuther Hofgärtnerei zuständig. Auch Alexander selbst und seine damalige Geliebte und spätere Ehefrau Lady Craven weilten hier gelegentlich zur Kur. Von der Rendite dieser neuen Finanzquelle im schuldenüberlasteten Markgraftum dürfte er aber zu seiner Regierungszeit nur mäßig profitiert haben. Die hohe Bauinvestitionssumme war davon nicht zu begleichen und er sah sich daher eher als Wohltäter.

Ehre wem Ehre gebührt

Auf der Front des Kur-Schlosses, der Schauseite zu den Heilquellen, hat Markgraf Alexander sein Mäzenatentum auf einer Marmortafel in einer Inschrift verewigt – in Lateinisch also:

A. 1783. Sanitati publicae. Aedes hasce. Suo aere exstrui jussit ALEXANDER M. B. D. P. B. N. P. P. A. O. R. MDCCLXXXIII. Exstructas aedes miraris, candide lector Quas sistit nitidas haec solitudo tibi; Desine mirari. Princeps has condidit Almus. Qui monimenta sui nobiliora dedit.

Übersetzt und dem adeligen Deutsch des späten 18. Jahrhunderts nachempfunden:

Im Jahre 1783. Für das öffentliche Gesundheitswesen hat dieses Gebäude auf seine Kosten erbauen lassen ALEXANDER Markgraf von Brandenburg, Herzog in Preußen, Burggraf zu Nürnberg P. P. A. O. R. 1783. Du bewunderst, freundlicher Leser, dieses prächtige Haus, das dir in dieser Einsamkeit glänzet; hör‘ auf, dich zu verwundern. Ein wohltätiger Fürst hat es erbaut, der sich noch edlere Denkmale errichtete.

Von der Mineralquelle zum Mineralbad

Angefangen hatte alles 1734 mit der zufälligen Entdeckung der Quelle im Talgrund und der Heilung des schwer an Gicht erkrankten Bauers Brodmerkel in Sichersreuth durch den Genuss des Sauerbrunnens. Das sprach sich herum. Die örtlichen Amtleute sicherten den Brunnenschacht und machten ihn begehbar. 1741 gab es schon ein kleines Holzhaus für den Brunnenaufseher. 1751 kaufte Markgraf Friedrich, der im Herbst regelmäßig sein Jagdgebiet und Jagdschloss bei Kaiser­hammer aufsuchte, den Quellgrund von der Gemeinde Sichersreuth. Zwei Jahre später „privilegierte er den Besitzer des Hammergutes Dünkelhammer, Matthäus Purucker, zum Bau eines Badehauses, in dem 10 Kurgäste ein wenn auch bescheidenes Quartier finden konnten“. 1760, also noch zur Regierungszeit des Markgrafen, wurde ein Brunnenmeister angestellt, der mit der Zeit einen schwunghaften Handel mit dem Mineralwasser betrieb. Und ab 1774 wurden vom Orts-Arzt auch Vollbäder als Kur empfohlen. Die gute Fichtelgebirgsluft gab es gratis dazu. Markgraf Alexander baute also nicht auf Sand, als er ab 1780 den Heil- und Sauer­brunnen zum Alexandersbad erhob.

Prominente Kurgäste

Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) besuchte Bad Alexandersbad, als es diesen Namen schon verdiente, am 30. Juni 1785 und am 25. April 1820. Mineralwasser wird er wohl getrunken haben. Ein anderer berühmter Dichter, der im Nachbarort Wunsiedel geboren war, nämlich Jean Paul (1763-1826) machte sich in seinem Roman „Siebenkäs“ so seine eigenen Gedanken zur „öffentlichen Gesundheit“ im rauhen Fichtelgebirge. Dafür weilten König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Königin Luise im Jahre 1805 für gleich drei Wochen in Alexandersbad, wo ihnen Jean Paul auch ein Gedicht widmete; ein Gedenkstein am Weg zur Luisenburg erinnert noch an diesen Besuch.

Zur Liste bekannter Kurgäste, die im „Schloss Alexandersbad“ weilten, gehörten aber auch König Maximilian und Königin Marie von Bayern (1851). Und in der Ära Dr. Cordes als Chef der damals modernen Kaltwasserheilanstalt (1868-1900) wird mehrfach der Dichter Paul Heyse gelistet (u.a. 1877), ebenso die Maler Franz von Lenbach und Anselm Feuerbach oder der Dirigent Hermann Levi. Auch später noch besuchten Mitglieder der Königsfamilie noch das Bad, so Prinz Ludwig von Bayern (1905) und Prinz Leopold von Bayern (1910).

Nostalgie und Moderne

Ein gutes Jahrhundert konnte sich das einst berühmte Bad keiner überregionalen Aufmerksamkeit erfreuen, die Besitzer der Kureinrichtungen wechselten, und insbesondere in den Wirren der beiden Weltkriege wurden die Gebäude zu anderen Zwecken genutzt. Erst in den letzten Jahrzehnten ist ein neuer Aufschwung zu beobachten.

Luftkurort darf sich Bad Alexandersbad seit 1968 nennen, seit 1976 Heilbad – auch wenn es das kleinste in Bayern ist, denn der Ort hat nur knapp Tausend Einwohner. Und das Bad vor dem Alexanders­bad wurde 1979 als offizieller Teil des Gemeindenamens genehmigt. 1992-1994 wurde das Alte Kurhaus saniert, die erste Kaltwasserheilanstalt Bayerns aus dem Jahr 1838. Seit 2017 befindet sich in dessen Verlängerung das neue Kurmittelhaus, das ALEXBAD – mit umfassendem Gesundheits- und Therapieangebot. Auch mit Hotels, Tagungs- und Kongresseinrichtungen suchte man den Anschluss an „die Moderne“. Und Dank des Dorferneuerungsprogrammes konnten seit 2007 der historische Kurbereich im Ortskern, die Schlossterrassen und das Kurmittelhaus erneuert und durch zahlreiche flankierende Maßnahmen ergänzt werden. Insbesondere der Förderverein Historisches Badehaus bemüht sich seit 2013 um dessen Wiederaufbau am Quellenplatz, denn 1965 wurde es abgerissen. Im Mai 2017 eröffnete dann das neue Kurmittelhaus, das ALEXBAD. Angebaut am historischen Alten Kurhaus hält es ein umfassenden Gesundheits- und Therapieangebot bereit. Und 2020 erhielt die Gemeinde den Staatspreis für Land- und Dorfentwicklung.

Das ehemalige markgräfliche Schloss (bzw. Kurhotel) mit Resten der historischen Kuranlagen sind also immer noch und wieder einen Besuch wert. Es kann allerdings nur von außen besichtigt werden, einschließlich Durchgangsbereich mit Trinkbrunnen. Es werden auch keine Führungen angeboten, da das Gebäude nach der Sanierung an den Bundesverband Osteopathie, die Fachakademie für Osteopathie und eine Osteopathie-Schule vermietet wurde.
Im Gästeservice im ALEXBAD besteht aber die Möglichkeit, ein Heftchen mit der Geschichte von Bad Alexandersbad im Allgemeinen zu erwerben, in dem auch ausführlich auf das Markgräfliche Schloss eingegangen wird.

Zu beachten ist auch: Die einstige Schauseite (dort auch die Inschrift auf der Marmortafel) ist heute die Rückseite und zeigt zum Kurpark mit seinem jahrhundertealten Baumbestand und der Allee zur Luisenburg. Die ehemalige Rückseite des Schlosses ist heute die Vorderseite, an die sich der Wasserspiegel und die modern gestalteten Schlossterrassen anschließen.

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Info-Box

Kontakt:

Markgräfliches Schloss
Gemeinde Bad Alexandersbad
Am Kurpark 1
95680 Bad Alexandersbad

Gästeservice im ALEXBAD
Markgrafenstraße 28
95680 Bad Alexandersbad
Öffnungszeiten: Mo. – So. 8:00 – 22:00 Uhr
Tel.: 09232 / 9925-0
info@badalexandersbad.de
http://www.badalexandersbad.de

 

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Schloss Alexandersbad um 1800, koloriert (Jean-Paul Museum Joditz)
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Text: Karla Fohrbeck
Abbildungen: Gemeinde Bad Alexandersbad, PeterBraun74

Literatur:
  • Bad Alexandersbad, Gemeinde (Internet-Eintrag zum Schloss Alexandersbad)
  • Neidiger, Emil: Der Sichersreuther Brunnen – Alexandersbad im Fichtelgebirge. In: Fränkische Badereisen in alter und neuer Zeit, Frankenbund, Würzburg 1965
  • Röttger, Bernhard Hermann: Die Kunstdenkmäler von Oberfranken, Band I: Landkreis Wunsiedel und Stadtkreis Marktredwitz. München 1954, S. 51–54.
  • Sieghardt, August: Das Markgrafenschloß Alexandersbad In: Der Siebenstern. Vereinszeitschrift des Fichtelgebirgsvereins e. V., 10. Jg. Nr. 5, Mai 1936, S. 69–71.
  • Sommerer, Andreas: Das Alexandersbad, die Luisenburg und die Umgebung derselben, besonders das Interessanteste vom Fichtelgebirge. Wunsiedel 1833.
  • Stokar, Walter von : Die Geschichte des Alexandersbades. 3. Auflage. Alexandersbad 1963.
  • Weissenstein–Album: Die Louisenburg im Fichtelgebirge
  • Wikipedia- Bad Alexandersbad
  • Wikipedia- Schloss Alexandersbad