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BAROCKE JAGDSCHLÖSSER & FORSTHÄUSER
Bad Berneck – Jagdschloss Falkenhaube
Zum offiziellen Tourismusprogramm gehört dieses versteckte kleine markgräfliche Jagdschloss nicht. Von der Bundesstraße Bad Berneck Richtung Bindlach biegt man rechts Richtung Nenntmannsdorf ab, nach etwa 2 km liegt es verborgen hinter Baum und Zaun in einer Straßenkurve – ohne Nachbarbebauung. Und tritt man näher heran, sieht man durch die Zaunstäbe auch den eleganten Bronze-Falken über der Haupttür. Falkenhaus 16 heißt es heute offiziell und gehört zu Bad Berneck.
Das ehemalige Jagdschloss wurde unter dem bau- und jagdfreudigen Markgraf Georg Wilhelm (1644/1712-1726) errichtet – und zwar zwischen 1719 und 1722 und (wie das Jagdschloss Thiergarten im etwa gleichen Zeitraum) von Hofarchitekt Johann David Räntz. Der Schlussstein über dem Haupteingang ist mit 1722 bezeichnet. Von der Sommerresidenz Himmelkron – und auf dem Weg dahin – war es leicht zu erreichen und diente vor allem der Reiherbeize mittels Falken und anderen Jagdvögeln. Im Markgrafenmuseum in Ansbach gibt es eine hübsche zeitgenössische Illustration dazu.
Der Komplex umfasst den zweigeschossigen Walmdachbau in Form einer Falkenhaube, mit Sandsteinsockel und vier – diagonal gesetzten – quadratischen Eckpavillons, ebenfalls mit Walmdächern, dem kleinen Jägerhaus rechts und Nebengebäuden. Die Mauern sind verputzt, haben aber abgerundete Ecklisenen aus Sandstein und einen hohen umlaufenden Sockel. Das zweigeschossige Wirtschaftsgebäude im Hof stammt wohl auch noch aus dem 18. Jh. und hat einen Glockenturm. Das Jagdschloss war nie für längere Aufenthalte ausgelegt und deshalb relativ einfach gebaut. Im Mittelbau gab es aber einst einen ovalen Saal mit Springbrunnen und Galerie.
Spätestens mit dem Tod von Markgraf Friedrich 1763 erlosch das Interesse an diesem Aufenthalt. 1774 übernahmen es die Adeligen von Waldenfels und daher gab es 1784 noch einmal Um- und Ausbauten, u.a. wurde das Obergeschoss massiv aufgemauert. Bis 1935 konnten sie den Besitz halten. 1937 wurde das Schloss innen „funktional“ umgestaltet, die Wandfresken verschwanden.
Danach wechselten Besitzer und Nutzungen. 1954 gab es noch einmal eine Renovierung. Die derzeitigen Besitzer bewerben seit dem Umbau 2021 das Schloss als „einen der schönsten und charmantesten Wohlfühlorte“ am Rande des Fichtelgebirges, wo man Coaching-Seminare, „Tagungen für alle Sinne“ und Hochzeiten organisieren kann.
In Youtube kann man es per Drohnenflug aus der Luftperspektive betrachten.
Text & Fotos: Dr. Karla Fohrbeck