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Barock-Brunnen in der Region
Brunnen im Landkreis Kulmbach
Thurnauer Brunnenvielfalt
Bis zum Bau einer allgemeinen Wasserleitung im Jahr 1880 schöpften die Thurnauer ihr Wasser mit Bütten und Krügen aus einem der öffentlichen, von Quellen gespeisten Brunnen:
- dem barocken Neptunbrunnen auf dem Marktplatz
- dem Dächleinsbrunnen am Oberen Markt
- dem Schorrmühlbrunnen bei der Schorrmühle
- dem springenden Brunnen im Künßberg’schen Schlosshof
- dem Schüttbrunnen am Ende des Künßberg’schen Schlossgartens
- dem Färber-Brunnen am Mittleren Markt
- dem Eselsbrunnen auf dem Areal der alten Post
- der Schwanenbrunnen vor dem Töpfermuseum wird erst 1990 von Erich Hiemisch gefertigt
Der Neptun brunnen in Thurnau am Marktplatz
Auch in der Barockzeit wird die Tradition der Renaissance, Antikes wiederzubeleben fortgesetzt. So werden griechische oder römische Gottheiten gerne als Brunnenfiguren verwendet. Um 1735 entsteht in der berühmten Bayreuther Bildhauerwerkstatt Ränz das Modell des griechischen Meergottes Neptun, der mit seinem Dreizack die Meere beherrscht. Gefertigt wurde es allerdings nicht mehr von Altmeister Elias Ränz, der ja bereits 1732 verstorben ist, sondern wahrscheinlich von seinem Sohn Johann Gabriel Ränz (1697-1776), der 1755 auch den Neptunbrunnen auf dem Marktplatz von Bayreuth schuf. Nach diesem „Bozetto“, einem Modell, das heute in den Sammlungen der Stadt Bayreuth zu betrachten ist, wurde der Marktbrunnen in Thurnau aus heimischem Sandstein gefertigt und ebenfalls Mitte der 1730er Jahre auf dem Marktplatz aufgestellt. Die machtvolle Statue kam dem Repräsentationsbedürfnis der Grafen von Giech sicherlich sehr entgegen. Der Meeresgott stützt sich auf einen Turm, der einen Hinweis auf den Namen des Marktes gib, nämlich der „Turm in der Au“.
Der Brunnen im Oberen Schlosshof Thurnau
Nicht nur baulich ist das Thurnauer Schloss sehr bedeutsam. Geschichtlich ist das Schloss deshalb außergewöhnlich, weil gleich zwei, für das Kulmbacher Land bedeutsame Adelsgeschlechter, wenn auch nicht immer friedlich, in einer Schlossanlage nebeneinander lebten. Nach dem Tod von Wolf Förtsch im Jahre 1551 ging der Besitz nämlich auf die beiden Schwiegersöhne Hans Friedrich von Kindsberg zum Wernstein und Hans Georg von Giech zu Buchau über. Für rund 200 Jahre sollte dieser Zustand auch so bleiben. So entwickelten sich die Ausbauten in den zwei Schlosshälften sehr unterschiedlich.
Um 1755 ließ Christoph Friedrich Carl zu Giech den mit reichlich Putten, bizarrem Rocaillewerk und einem Schwan verzierten Brunnen errichten. Das Wasser ergießt sich aus einer großen Sandsteinvase durch vier Rohre, deren Halterungen wie ein großes „G“ für „Giech“ geformt sind. Dieses Meisterwerk der Bildhauerkunst wurde vom Bildhauer Georg Caspar Clemm aus Sachsen-Hildburghausen geschaffen.
Der Herkulesbrunnen in Kasendorf
1737 wurde der Herkulesbrunnen auf dem Marktplatz der Zollerischen Ortschaft Kasendorf errichtet, und zwar in Anlehnung an den Zinsfelderbrunnen (von 1660) in Kulmbach vom Bildhauer Franz Georg Schlehendorn. Herkules ist die römische Variante des griechischen Halbgottes Herakles, der noch heute als Symbol für unüberwindliche Stärke steht. Herkules stützt sich auf das Wappen des Marktes Kasendorf, das auf der vom Betrachter aus linken Seite den Schild der Hohenzollern zeigt und auf der rechten eine weiße Katze auf blauem Grund, eventuell der Hinweis auf die frühere Ortsbezeichnung „Kazenstatt“ oder „Kazendorf“. Der Heimatforscher Dr. Rupprecht Konrad vertritt demgegenüber die Auffassung, dass es sich bei der Katze eher um den farblich falsch dargestellten Panther, dem Wappentier der Walpoten handeln könnte.
Die Brunnensäule ist ausgeschmückt mit vier Maskenreliefs, die sich nur auf den ersten Blick gleichen, in Details aber alle verschieden sind.
Der Blick ins ehemals fürstbischöfliche Bamberg
Dominieren im Südwesten des Landkreises Kulmbach die antiken Götter die Brunnensäulen, so blicken im ehemals fürstbischöflich-bambergischen Gebiet Heiligenfiguren von den Säulen herab.
In Stadtsteinach finden wir deshalb auf der Brunnensäule den heiligen Christophorus, einen der 14 Nothelfer, den Schutzpatron der Reisenden. Er soll bekanntlich das Jesuskind und damit natürlich die ganze Welt auf seinen Schultern über einen reißenden Fluss getragen haben. Die Statue des heiligen Christophorus dürfte um das Jahr 1713 geschaffen worden sein.
In Ludwigschorgast grüßt der heilige St. Florian den Betrachter. Der Märtyrer soll uns vor Wasser- und Feuergefahren schützen. Dieser Brunnen dürfte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts geschaffen worden sein. Welcher Bildhauer hier am Werk war, lässt sich leider nicht mehr feststellen.
Text: Hermann Müller
Fotos: Karla Fohrbeck, Hermann Müller