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barocke Prachtbauten & -Strassen
Bayreuth –
Jean Paul-Platz
Die Rennbahn (heutige Ludwigstraße) mündete einst in den großen Übungs- oder Paradeplatz (heute Jean Paul-Platz) vor der Friedrichstraße mit dem einstigen Waisenhaus von 1734. In den 1740er Jahren wurde der Platz umbaut. Bevor er allerdings zum Paradeplatz wurde, der den Rennweg (Ludwigstraße) abschloss, stand dort mittig ein zierlicher steinerner Waisenhaus-Brunnen– so berichtet Justizrat König um 1800 im Rückblick (Ms. 128).
Um 1750 war der Platz geschlossen und wurde nach rechts (= nach Osten) von der einstigen Reithalle (der späteren Stadthalle & heutigem Friedrichsforum) sowie dem zugehörigen Oberstallmeister-Wohnhaus (Hausnr. 19) begrenzt. Die linke (=West-)Seite des Platzes wurde von der ehemaligen Postei – 1742/43 sogar kurzfristig Friedrichs-Universität – (Hausnr. 15) und dem großen quergestreckten Eckhaus (Hausnr. 17) eingerahmt, das 1745 ff von der noch jungen katholischen Gemeinde erbaut wurde – mit Zugang zum Oratorium im Hof dahinter.
Zwischen ehemaligem Waisenhaus (Hausnr. 14) und der ehemaligen Kunst-Akademie (Hausnr.16) wird die heutige Wilhelminenstraße von zwei markanten barocken korbbögigen Tordurchgängen flankiert. Sie stammen von etwa 1740, also schon aus der Regierungs- und Bauzeit von Markgraf Friedrich (1735-63) und werden von Urnen und Trophäenskulpturen auf vierseitigen Pfeilern gekrönt. Der Durchbruch zur Wilhelminenstraße wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts geschaffen.
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JEAN PAUL-DENKMAL
1841, also am 16. Todestag des Dichters, wurde im Auftrag von König Ludwig I., der zugleich Herzog von Franken war, das in München gegossene Denkmal in Anwesenheit zweier Enkel des Dichters eingeweiht. Es wurde von einem der berühmtesten Bildhauer seiner Zeit entworfen: Ludwig von Schwanthaler (1802-1848). Wir verdanken ihm auch die Entwürfe zur Bavaria auf der Münchner Theresienwiese, das Mozart-Denkmal in Salzburg, die Siegesgöttinnen der Befreiungshalle in Kelheim, das Goethe-Denkmal in Frankfurt und die Jean-Paul-Büste in Wunsiedel aus dem Jahr 1845.
Jean Pauls Verwandte und Freunde sahen die Statue des Mannes, den sie gekannt hatten, mit Skepsis. Der Kardinalfreund Emanuel Osmund, der in der Friedrichstraße wohnte, war der Feierlichkeit fern geblieben und an diesem Tage fortgereist: „Von den Festlichkeiten bei Enthüllung des Denkmals meines, ja meines einzigen Richters hab’ ich nichts sehen wollen und wirklich auch nichts gesehen.“
Die Witwe Karoline Richter aber war von dem „Eindruck ergriffen“, den das Monument auf sie machte: „Sehr großartig ist das Ganze. Die Stellung ist durchaus natürlich und kein fremdartiger Ausdruck in der ganz hohen Gestalt. Nur die Gesichtszüge scheinen nicht vollkommen ähnlich – doch wie selten ist vollkommene Ähnlichkeit auch bei besten Malern zu erreichen!“
1933 versuchte die Jean-Paul-Gesellschaft, eine Büste des Dichters in die Walhalla zu bringen. Zu diesem Zweck trat die engere Vorstandschaft der Gesellschaft in die NSDAP ein – aber erst 1973 fand Jean Paul seinen Platz in der Ruhmeshalle an der Donau (die Büste fertigte der Würzburger Bildhauer Otto Sonnleitner). 1934 wurde das Denkmal auf die linke Platzmitte verschoben, weil das NS-Regime hier einen Aufmarschplatz schaffen wollte. Erst 1991 wurde es wieder an seinen ursprünglichen Aufstellungsort zurück transportiert.
Text & Fotos: Karla Fohrbeck