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barocke Prachtbauten & -Strassen
Bayreuth – Opernstraße 8-12
Ex-Sparkassengebäude
Gleich rechts neben dem Opernhaus beeindruckt das repräsentative Barockgebäude Opernstraße Nr. 12, das ehemalige Rabenstein’sche Haus. Seit 1686/87 befand es sich im Eigentum der Markgrafen. Mit Mansarddach und Mittel- wie Seitenrisaliten sowie Ranken und Masken wurde dieser schöne Sandsteinquaderbau 1740/41 durch den Geheimen Rat und Amtshauptmann zu Bayreuth und später zu Kulmbach von Dobeneck neu erbaut, wobei das markgräfliche Hofbauamt – wie auch in der Friedrichstraße – auf Baurichtlinien und Stilvorgaben achtete . So wie es jetzt noch steht ist das Gebäude also etwas älter als das benachbarte Markgräfliche Opernhaus, das erst 1744 bis 1750 von Hofarchitekt Joseph Saint-Pierre errichtet wurde.
Nach manchem Besitzerwechsel kaufte die Kreissparkasse Bayreuth-Pegnitz das inzwischen blumengeschmückte und denkmalgeschützte Haus. Es wurde 1981/82 restauriert und fügt sich heute würdig in das Ensemble ein. Innen sind noch schöne Stuckdecken erhalten. Bis 2020 blieb es im Besitz der Sparkasse Bayreuth.
Zwischennutzung als „Kultur quartier“
2020 wurden die denkmalgeschützten Gebäude der Sparkasse verkauft, samt dem dazugehörigen Hof- & Parkplatz-Gelände neben dem Opernhaus und incl. der Häuser 5-7 in der angrenzenden Badstraße. Die Sparkassen-Verwaltung selber zog in das neue Kundenzentrum am Luitpoldplatz um – neben das Rathaus. In den kommenden Jahren geht es also um mehr als um die Sanierung und Umwidmung von 2-3 Gebäuden. Es geht um die „Neuentwicklung eines Areals von 4.350 qm (mit einer geschätzten Nutzfläche von 7.300 qm)“ – und das im Zusammenwirken von Investoren (Pegasus Capital Partners), Projektentwicklern (ehret + klein, Starnberg), den Anwohnern und der Stadt Bayreuth.
Das Unesco-Welt(kultur)erbe-Opernhaus als Nachbar erfordert nun vor aller weiteren Planung ein kommunales Denkmalkonzept, das 2023 dem Stadtrat vorgelegt wurde. Bis dieses – und zukunftsweisende Konzepte – durch alle Instanzen & mit allen Partnern abgestimmt sein werden, bieten die innovativen Projektentwickler schon seit 2020 eine partielle Zwischennutzung als „Kultur Quartier“ an. Das Festival Bayreuth Baroque (seit 2021), aber auch gaming studios & Vereine, sogar Flüchtlingsfamilien dürfen bislang dieses Angebot nutzen. Ohnehin schwebt den Beteiligten für die Quartiersentwicklung Großes vor:
„Vorgesehen ist ein Mixed-Use-Quartier aus Kultur, Wohnen, Büro, Gastronomie und Handel mit ca. 12.000 m² BGF. Insgesamt soll ein lebendiges Quartier entstehen, das sich zu allen drei umgebenden Straßen hin öffnet und mit einer neuen Durchwegung eine attraktive Platzsituation im Herzen Bayreuths kreiert.“ Wir dürfen gespannt sein.
Bau(besitzer)geschichte
Den Blick auf die durchaus interessante Bau(besitzer)geschichte müssen wir hier (relativ) kurz halten. Dabei hilft uns die Sonderbeilage Neubau Kreissparkasse des Nordbayerischen Kurier vom 26./27. Juni 1982, für die Regionalhistoriker Karl Müssel die Geschichte eines alten Bayreuther Hauses Opernstraße 12 sorgfältig recherchiert hatte.
- Die ersten Besitzer des Grundstücks gehörten demnach der alten fränkischen Adelsfamilie Schützen von Laineck an, die 1684 ausstarb. Das damalige Hintergebäude war seit alters her als das Laineck‘-sche Häuslein bekannt und Gotteshaus-Lehen, wofür Erbzins gezahlt werden musste.
- Danach kam es für kurze Zeit an die Herren von Rabenstein, ursprünglich Waischenfelder und Schlüsselberger Dienstleute aus der Fränkischen Schweiz, an die u.a. die Burgen Rabenstein und Rabeneck erinnern. Sie erbauten zu dem Hinterhaus jetzt ein Vorderhaus, die Grundstückssteuer ging diesmal an die Stadt. Der dahinter liegende Garten war wiederum Spital-Lehen, auch erbzinspflichtig.
- Schon 1686 erwarb Markgraf Christian Ernst (1651-1712) das Anwesen in der unmittelbaren Nachbarschaft des Alten Schlosses, zahlte dem Rat der Stadt den jährlichen Darlehens-Zinssatz von 5 % und richtete im Garten eine Menagerie ein, also ein Tiergehege.
- 1712 übernahm sein Sohn, Markgraf Georg Wilhelm (1712-1726) dieses Erbe und überließ es seinem Oberjägermeister von Gleichen zur freien Wohnung. Und dafür hatte er triftigen Grund, denn dessen Tochter Christiane Emilie war wohl seine Geliebte, von der er auch einen Sohn hatte, Georg Wilhelm von Plassenberg, später Offizier in sächsischen Diensten. Die Liebe war offenbar von längerer Dauer, denn der Bayreuther Chronist Johann Sebastian König erwähnt Ende des 18. Jh., der Markgraf habe zu Besuchszwecken einen hölzernen überdeckten Gang vom Alten Schloss zum Vordergebäude Opernstraße 12 bauen lassen.
- Nach 1726 erwarb der Geheime Rat und Oberstallmeister Heinrich Johann von Korff das Anwesen. Unter dem neuen Landesherrn Markgraf Georg Friedrich Carl (1726-1735), dem Vater von Markgraf Friedrich, machte er Karriere und wurde der erste Ordenskanzler des Bayreuther Rote Adler-Ordens, der den Orden de la Sincérité ablöste.
- Von der Witwe von Korff kaufte Johann Heinrich von Dobeneck den Komplex und wird nun Bauherr des repräsentativen Neubaus Opernstraße 12 von 1740/1741, an dem wir uns heute noch erfreuen dürfen. Er war ein gebildeter, weit gereister Jurist, überzeugter Pietist, hatte eigene Berg- und Hüttenwerke, wurde Amtshauptmann, Geheimer Rat und Präsident des Konsistoriums und ab 1734 Ordenssekretär, diente gewissenhaft als wichtige Hofpersönlichkeit unter drei Markgrafen, wurde zuletzt jedoch von Markgraf Friedrich (1735-1763) nach Kulmbach versetzt – zusammen mit dem ebenfalls pietistischen (und von daher der üppigen Hofkultur abgeneigten) Oberhofprediger Johann Christoph Silchmüller.
- Markgraf Friedrich kaufte ihm dann Ende der 1740er Jahre den repräsentativen Bau ab, verkauft das Dobeneck’sche Haus aber später, 1758, als Markgräfin Wilhelmine gestorben war und das Umfeld Opernhaus an Bedeutung einbüßte, an seinen fürstlichen Stallmeister Johann Georg Arnold, dessen Sohn es später erbte.
Die verschiedenen späteren Besitzer im 19. und 20. Jh. hat Karl Müssel in beigefügter chronologischen Liste aufgeführt. 1968 jedenfalls erwarb die damalige Kreissparkasse Bayreuth-Pegnitz den denkmalgeschützten, aber auch in „denkbar schlechtem Zustand vorgefundenen Altbau“ von Kaufmann Rudolf Geng und feierte am 31. Juli 1981 Richtfest für den Umbau. Eröffnung des neuen, zeitgemäßen Hauptstellengebäudes war am 25. Juni 1982. In den 1990er Jahren erwarb die Kreissparkasse dann auch die Nachbargebäude Opernstraße 8 und 10. Die Kundenhalle wurde vergrößert und interne Bereiche fanden hier Platz.
Das integrierte Gebäude Opernstraße 10 – eine ehemalige Schmiede und laut Denkmalverzeichnis ebenfalls im 18. Jh. erbaut – wurde funktional integriert und unter Einhaltung des Denkmalschutzes renoviert – mit Original-Kopfsteinpflaster, Treppe und Sandsteinfassade.
Opernstraße Nr. 8 ist allerdings ein Neubau, der dem Nachbarhaus Nr. 10 stilistisch angeglichen wurde. Er trat an die Stelle eines nach 1993 abgerissenen (und völlig stilfremden) Hauses von 1894.
Textredaktion: Dr. Karla Fohrbeck
Fotos: Karla Fohrbeck, Frank Piontek