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MARKGRAFENKIRCHEN

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Benk – Markgrafenkirche St. Walpurga

Der festliche, schöne, helle und fröhliche Charakter dieser Markgrafenkirche, an der viele Hofkünstler beteiligt waren, wird in allen Quellen und Reiseberichten gerühmt.

… eine der schönsten im Bayreuther Land

Nach einem Brand der einstigen kleinen Chorturmkirche wird der Neubau 1741-1744 durch das Hochfürstliche Bauamt von Markgraf Friedrich (1735-1763) errichtet. Der Plan stammt von Hofarchitekt Georg Weiss, die Bauausführung von den Bayreuther Hofmaurermeistern G.C.Mader und J.C.Rank sowie dem Hofzimmermann Heinrich Fischer. Dem damaligen Pfarrherrn Feder und „dem kunstsinnigen Markgraf Friedrich“ war es zu danken, dass so rasch ein „Kunstwerk des stilechten Rokoko“ entstand. Die Kirche hat zwar noch einen Chorraum, aber indem man den Kanzelaltar unter den trennenden Triumphbogen platzierte, wurde er zum verborgenen Sakristeiraum (wie in Langenstadt), und so entstand ein Einheitskirchenraum, in dem alles Gestühl dem Kanzelaltar zugewandt war.

Die Kirchengemeinde musste sich finanziell beteiligen und ließ Spenden für den Wiederaufbau im Umkreis und bis Danzig sammeln. Solche Kollektenreisen wurden vor allem nach dem Dreißigjährigen Krieg üblich. 1741 jedenfalls reist erst der Schulmeister Georg Adam Richter in Deutschland umher, später ein Erlanger Strumpffabrikant auf seinen Reisen sogar bis nach Dänemark, Schweden, Polen und Litauen.

Info-Box

Pfarramt:
Pfarramt Benk
Hans- Raithel- Str. 45
95463 Bindlach- Benk
Tel. 092 08/14 18
benk-evangelisch@web.de

Markgrafenkirche St. Walpurga:
http://www.e-kirche.de/web/st-walburga-benk

Prospekt deutsch:
https://tourismus.bayern-evangelisch.de/downloads/ELKB-Markgrafenkirchen-Tourismusfuehrer-2015.pdf

Den Schlüssel zur Kirche kann man sich im unterhalb gelegenen Pfarramt oder von der Mesnerin (Elektro Korn dort gegenüber) geben lassen.

Ein Klick auf die Bilder stoppt & vergrößert diese.

Moses & Aaron an der Basis, der Auferstandene „on top“

Außergewöhnlich ist der in Gold und Rot leuchtende Kanzelaltar von Johann Gabriel Räntz mit Moses (als Gesetzgeber mit den Gebotstafeln) und seinem Bruder Aaron (als Hoherpriester mit dem Weihrauchgefäß) als weltlicher und geistlicher Autorität links und rechts von der Mensa (dem Abendmahlstisch). Beide verweisen auf ihren Wort-Tafeln auf Jesus Christus, dem als Auferstandener Glorie und Freudenbotschaft über der Kanzel zukommt. Das Kreuz ist somit „nur“ eine Station auf diesem Weg und der Tod überwunden.

Über dem Pfarrer auf der Kanzel schwebt nicht, wie überall sonst, eine Heilig Geist-Taube, um ihn zu inspirieren, sondern -wie beim Pfingstwunder – im trinitarischen Dreieck 3 gemalte Feuerflammen. Auf dem Kanzelkorb prangt die Initiale F für Markgraf Friedrich.

Die Gemeinde war aber wohl insgesamt nicht ganz einverstanden und es gab Streit mit dem renommierten Hofkünstler. Und so wurde nachgebessert und die „verschönernde“ Altar-Draperie und der Baldachin stammen von seinem Bildhauer-Kollegen J. G. Schleunig.

Orgelprospekt, Markgräfliche Wappen & Taufengel

Alle drei sind besondere Kostbarkeiten und stammen ebenfalls von Hofbildhauer J. G. Räntz. Die kunstvolle Orgelfront ist mit dem prachtvoll geschnitzten und bemalten Hohenzollern-Wappen an der Emporenbrüstung geschmückt. Über der Orgel verdecken der Rote Adler-Orden mit dem Fürstenhut darüber fast das „Lobe den Herrn“-Gemälde mit Heilig Geist-Taube über einer Fichtelgebirgslandschaft. Die Orgel wird 1805 renoviert (weiß und gold)  und 1915 etwas verbreitert.

Um den Taufengel gab es mit der Kirchengemeinde auch Streit. Jedenfalls wollte man ihn dem Künstler nicht bezahlen. Trebgast – wo man sich wenig später einen eigenen originellen Typus leistete – wollte ihn auch nicht abkaufen, und so musste Räntz ihn der Benker Gemeinde schenken.

Der berühmte „Benker Himmel“

Überraschung und Höhepunkt vor allem für Besucher von auswärts ist die Deckenmitte von Hofstukkateur Francesco Jeronimo Andrioli, die zwischen 1742 und 1744 entstand. Das goldene Trinitätssymbol mit dem Auge Gottes sendet eine regelrechte Strahlenexplosion aus – ein für den kirchlichen Markgrafenstil typisches und zentrales Merkmal, das sich übrigens schon seit Ende des 17. Jh. auf Grabmälern und Epitaphen in der Region findet, auch denen von Pfarrern damals.

Untypisch aber ist, dass zwischen Kinderengeln und Wolken dort einige verklärte Hofdamen-Engel auf ihre vorweggenommene individualisierte Auferstehung hoffen – eine Besonderheit, die man – mit zum Teil ähnlichen Stuckmodeln als Vorlagen – vom selben Künstler nahezu zeitgleich auch in der Stiftskirche Bayreuth-St. Georgen und in Trebgast entdecken kann. 1755/6 greift Hofstukkateur Giovanni Battista Pedrozzi diese Idee, diesmal farbig, in der Neudrossenfelder Markgrafenkirche noch einmal auf.      

Markgräfin Wilhelmine als Engel?

Noch erstaunlicher aber ist, wenn es stimmt, dass sich in ihrer Mitte und nahe dem Auge Gottes Markgräfin Wilhelmine (1735-1749) selbst hat porträtieren lassen. Ob sie manchmal während der Stuckarbeiten in der Kirche gesessen und mit den Künstlern gescherzt hat?

Der Kunsthistoriker Karl Sitzmann betont 1924 in seinem Artikel zu Benk in der Heimatbeilage der Oberfränkischen Zeitung den eigenwilligen Erfindungsreichtum der Hofstukkatoren, die keineswegs nur den ausgesprochenen Zeitstil zur Schau tragen. Was Benk betrifft, fügt er aber hinzu: „Das Unkirchliche des Vorwurfs…wusste der Künstler durch einen Hauch überirdischer Schönheit umzuschaffen“.

Der einst blaue „Benker Himmel“ wurde jedoch – zum Kummer von Pfarrer Norbert Kotowski – bei der Renovierung 1997/98 in einen edelgrauen verwandelt.

„Kunstmahler“ Lohe aus Hof

1748/1749 endlich wird die Kirche farbenfroh ausgemalt vom „privilegierten Kunstmahler in Hof“ Heinrich Samuel Lohe, und zwar wirklich nahezu Alles: Der Altar. das Gestühl, die dreiseitig umlaufenden Doppelemporen, die Deckenfresken zum Leben Jesu, die 4 Evangelisten in den Dreipass-Zwickeln und die 6 Psalmsprüche als ovale Medaillons dazwischen, außerdem ein Sakristeischrank (heute im Pfarramt). Lohe verewigt diese Tat auch auf der hölzernen Rückwand der Kanzel mit dem Malerpinsel: „Dieser Altar und die gantze Kirche, die Orgel ausgenommen, ist von Heinrich Samuel Lohe, privilegirter Kunst-Mahler in Hof, staffiert und gemahlt worden. 1749“. Die ornamentale Bemalung des Gestühls wurde im 19. Jh. überstrichen und erst 1915 wieder freigelegt.

Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas & Johannes

Psalm-Medaillons

Ich sehe was, was du nicht siehst

Aus dem 18. Jh. stammen noch ein Lesepult von Bildschnitzer Schleunig, 2 Vortragskreuze, ein altes Uhrwerk und –an der hinteren Wand – ein sehenswerter Opferstock aus Holz mit Eisenbeschlägen. Benk hat auch einen Beichtstuhl, der in protestantischen Kirchen ansonsten aus der Mode kam. Das hübsche Jugendstil- Lesepult von 1916 ist inzwischen in der Kirche von Münchberg gelandet. Der umliegende Friedhof ist bis auf wenige Gräber aufgelassen, aber an der Außenmauer ist eine gotische Pietà mit 2 Stifterfiguren erhalten.

Text & Fotos: Dr. Karla Fohrbeck