ENTDECKE
BAROCKGÄRTEN & PARKS
Dendrologischer Garten/RothersPark
Ein weiteres Beispiel für einen besonderen Park in der Region ist der RothersPark, Bad Bernecks Dendrologischer Garten, ein Botanischer Garten nur aus alten, besonderen und exotischen Gehölzen. Seine Adresse ist Maintalstraße 129, wenige Schritte vom kostenlosen Großparkplatz am Ortseingang, direkt hinter dem Maintal-Center, an die B 303 angrenzend. Der Jean Paul-Wanderweg durchquert ihn und er ist die Station 1 vom 11 km langen Höhen-Wanderrundweg um Bad Berneck, dem Thiesenring, auf dem Sie hier starten können. Als Gegenstück zum blumenfreudigen Kneipp-Kurpark der Stadt bietet der Dendrologische Garten eine besondere Abwechslung für Baumfreunde.
Seltene Bäume und Sträucher – teilweise schon über 150 Jahre alt – stehen im Mittelpunkt der Parkanlage. Verschiedene Arten fremdländischer sowie einheimischer Laub- und Nadelgehölze sind dort zu bewundern, u.a. Roteichen, Douglasien, Esskastanie, orientalische Fichten, aber auch Gurken-Magnolie, Zerr-Eiche, Riesen-Lebensbaum, Sawara-Scheinzypresse, Oregon-Zeder.
Ein Spaziergang führt über mehrere Ebenen eines einstmals mittelalterlichen Alaun-Bergwerks. Bequeme Wege, kleine Treppen und ein Lehrpfad führen durch das am Hang liegende Gelände, auf dessen Schautafeln sich der Besucher über die botanischen Raritäten informieren kann, unterstützt durch QR- Codes mit weiteren Informationen über den Park, seine Bäume und seine Geschichte, die direkt über jedes Smartphone abgerufen werden können. Sitzbänke am Weg laden ein, die Stille und würzige Luft zu genießen. Außerdem gilt hier besonders – woran ein Jean Paul-Zitat in den Kolonnaden des Ortes erinnert – Die Bank am Wege erfreut als Zeichen des Kosmopolitismus. Schließlich war der Park-Gründer solch ein Kosmopolit und brachte all die Pflanzen aus der großen Welt hierher in seine geliebte Provinz.
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Weltreisender, Kurgast und Mäzen – Wilhelm Rother
Der Waldsassener Fabrikant Wilhelm Rother (1818 – 1898) war einer der frühen begeisterten Kurgäste. 1861 verlegte er seinen Wohnsitz nach Berneck, nahm regen Anteil am öffentlichen Leben und förderte auch den Kurbetrieb. Aus seinem Vermächtnis wurde 1899 die Neue Kolonnade im Kurpark finanziert
Mitte des 19. Jh. kaufte er das Gelände der Abraumhalden des einstigen Alaun-Bergwerks, brachte Samen, Setzlinge und junge Bäume und Sträucher von seinen Reisen mit und legte dort im Laufe von 30 Jahren in mühevoller Arbeit einen Dendrologischen Garten an, ein exotisches Baum- und Strauchparadies, wie er es andernorts kennen und bewundern lernte. Bis zu seinem Tod kümmerte er sich um die Anlage. Rother vererbte der Stadt bei seinem Tod das Parkgelände, welches schon immer für Bürger und Gäste offen war. Nach ihm sind Park und Botanischer Gehölz-Garten auch RothersPark benannt. Der schöne Monolith (ein Obelisk) auf mittlerer Höhe im RothersPark wurde Wilhelm Rother, inzwischen auch Ehrenbürger der Stadt, 1900 als Dankesgeste von der Stadt gewidmet.
Schriftliche Aufzeichnungen zur Anlage des Parks gibt es nicht, ebenso ist keine Struktur oder geplante Vorgehensweise erkennbar, nur Elemente des damals üblichen Landschaftsparks blieben erkennbar. Die Anlage war später wieder in einem schlechten Zustand. Sie erschien eher als Wald denn als Park. Angepflanzte Gehölze sind verloren gegangen. Mitte der 90er Jahre begann man mit einer Bestandsaufnahme der Gehölze (ca. 60 Bäume) und 1999 mit der Sanierung des Parks. Man reparierte Wege und Treppen, setze Geländer instand und entnahm nicht mehr verkehrssichere Gehölze. Die Sicherung der Bergbaurelikte vom ehemaligen Alaunbergwerk gehörte ebenfalls dazu.
Leider hielt dieser Zustand nicht lange an. Kurz nach der Jahrtausendwende war der Park wieder in schlechtem Zustand und als Dendrologischer Garten kaum noch zu erkennen. Es bedarf eben außer politischem Willen und Geld auch der Einzelinitiative von Bürgern. Unter Federführung von Stadtrat Heinz Zahn (Freie Wähler) und Gabi Wenz (Bund Naturschutz) beschlossen beide Gruppierungen, sich zu kümmern. Seitdem finden jährlich mehrere Pflegeaktionen statt, an denen neben den FW und dem Bund Naturschutz auch aktive Bürgerinnen und Bürger beteiligt sind.
Hendrik Regenhold hatte die Idee, für Baum- und Strauchpatenschaften zu werben. Inzwischen konnten zahlreiche Paten gefunden werden, die die finanzielle Grundlage für Neupflanzungen sicherten, u.a. von Rhododendren und gezielt ausgesuchten heimischen Blühsträuchern. Mittlerweile liegt eine Masterarbeit vor mit Vorschlägen zur Weiterentwicklung des Dendrologischen Gartens. Für die Anpflanzung einiger neuer Bäume, die dem Anspruch „Dendrologischer Garten“ gerecht werden, steht bei den FW ein Spendenguthaben zum Abruf durch die Stadt bereit.
Wie die Foto-Aufnahmen zeigen, gehört dieser besondere Park inzwischen wieder zu den Highlights in der Region. Und wer Geschmack daran gefunden hat, dem ist auch ein Ausflug zum Oekologisch-Botanischen Garten der Universität Bayreuth zu empfehlen, der eine ähnlich kosmopolitische Initiative weit über ein Jahrhundert später startete.
Alexander von Humboldt & das Alaunbergwerk „Beständiges Glück“
Eine andere Prominenz, deren Namen mit dem RothersPark (und der Region) verbunden bleibt, ist Alexander von Humboldt (1769-1859), der als junger Mann in Bayreuth von 1793-1796 königlich-preußischer Bergassessor im Bergamtsrevier in Goldkronach war und sein privates Domizil im Bernecker Ortsteil Goldmühl hatte. Er wurde erst später zum berühmten Weltreisenden. Ende des 18. Jh. war er u.a. für das Alaunschieferbergwerk am Rothersberg in Bad Berneck verantwortlich, das immerhin von 1486 – 1841 in Betrieb war. Vitriol, Alaunschiefer und Eisenstein wurden dort abgebaut. Das „Beständige Glück“ im Park kennzeichnet den Einfahrtsstollen.
Der reformbewusste Alexander von Humboldt testete hier im Bergwerksstollen eine selbst entwickelte Grubenlampe, da er die Arbeitsbedingungen untertage für die Bergarbeiter verbessern wollte. Bei dem gut dokumentierten Experiment kam er selbst nur knapp mit dem Leben davon, er wurde ohnmächtig und von seinem Assistenten gerettet. Sobald er wieder bei Bewusstsein war, stürzte er zurück in das Bergwerk, um zu kontrollieren, ob seine Lampe noch brannte (sie brannte noch!).
Oberhalb des Bergwerks wurde „als Memo“ eine sogenannte Kaue rekonstruiert, ein einfacher Bau wie ihn in die Bergarbeiter einst als Aufenthalts-, Wasch- oder Umkleideraum nutzten. Auf dem Weg dorthin kommt man an dem denkwürdigen Rothers-Obelisken vorbei.
Die nahegelegene ‚Humboldt-Stadt‘ Goldkronach erinnert in vielfältiger Weise an das Leben und Wirken von Humboldt und den historischen Bergbau, im Goldbergbaumuseum, an historischen Stätten und Humboldt-Wanderwegen. Das Alexander-von-Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach intensiviert dieses Programm durch Reisen, internationale und wissenschaftliche Kontakte, Publikationen, Theaterstücke und Vorträge.