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BRÜCKEN aus dem Barock

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Himmelkron –
Die markgräfliche Baille Maille-Brücke

Kloster & Markgrafenschloss

Die Geschichte eines Ortes beginnt offiziell spätestens dann, wenn schriftliche Nachweise vorliegen. Weil über das sicher unter den Andechs-Meraniern gebaute „Castrum Pretzendorf“ kaum Nachweise vorliegen beginnt die Geschichte Himmelkrons erst mit der Schenkung des Grafen Otto IV. von Orlamünde. Mit Urkunde vom 28.12.1279 übereignete er seine Besitzungen in Pretzendorf dem Zisterzienserinnen-Orden. Im Laufe der nächsten drei Jahrhunderte wuchs das Kloster zu einer respektablen Größe. Als das Kloster 1545 aufgehoben wurde, kehrte in Himmelkron eine Phase der Ruhe ein. Dies sollte sich allerdings ändern, als Markgraf Christian Ernst seine Vorliebe für den beschaulichen Ort im Maintal entdeckte. Er baute Himmelkron zu einer Sommerresidenz für die Bayreuther Markgrafen aus. Die heruntergekommenen Klostergebäude wurden saniert und um 1695 ein neues Schloss errichtet, der sogenannte Prinzenbau. Bis 1712 regierte er das Fürstentum Bayreuth und sein Sohn Georg Wilhelm, der ihm in der Regentschaft nachfolgte, teilte die Liebe zu Himmelkron.
(mehr dazu beim Thema Schlösser)

Das Baille-Maille-Spiel

Auch an den deutschen Fürstenhöfen kam im 17. Jahrhundert das ursprünglich aus Italien stammende Bewegungsspiel „Pallamaglio“ in Mode. Für viele deutsche Fürstenhöfe war der Hof des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. ein großes Vorbild. Ihm versuchten sie nachzueifern. Alles was aus Frankreich kam war „chic“, an den Höfen wurde französisch gesprochen. Noch heute zeugen zahlreiche Fremdwörter von diesem Einfluss auf die deutsche Sprache. So wurde auch das „Boulemail“, ein Bewegungsspiel, übernommen. Das Spiel gleicht dem heute in England noch sehr beliebten „Croquet“. Auf Bahnen mit einem möglichst festgestampftem Untergrund werden mit hammerförmigen Holzschlägern Kugeln durch Tore getrieben.

Um dieses Spiel auch in Himmelkron spielen zu können, ließ Markgraf Christian Ernst eine solche Spielbahn anlegen. Nachdem die erste Anlage dem Hochwasser zum Opfer fiel, wurde 1664/67 eine neue Spielbahn angelegt und eine Allee mit vermutlich damals 800 Linden in Viererreihen angepflanzt. Es ist anzunehmen, dass zu dieser Zeit auch die Baille-Maille-Brücke am Ende der Lindenallee gebaut wurde. In einem weiten Bogen überspannt sie den Weißen Main. Allerdings wurde sie damals sicherlich noch nicht als Verkehrsweg genutzt, zumindest ist auf der Karte von Johann Georg Dülp aus dem Jahre 1716 noch keine Straße eingezeichnet. Eventuell diente die Brücke anfangs nur für das Lustwandeln der fürstlichen Herrschaften und wurde erst später, als das Baille-Maille-Spiel aus der Mode gekommen war, als Verkehrsweg genutzt. Weil das französische Wort „Boulemail“ für die Bevölkerung auch schwer auszusprechen war, blieb sie schlicht und einfach die „Bulmainbrücke“ oder auch die „Majenbrücke“, abgeleitet von dem Wort Maille.

Die Baille-Maille-Brücke

Als die Lindenallee 1792 unter Markgraf Alexander abgeholzt wurde, verfiel auch die Baille-Maille Brücke in einen Dornröschenschlaf. Im Jahr 1834 wurde sie als „herrenlos und nur von demjenigen zu unterhalten sei, der sie für seine Privatinteressen benötigt.“ Ein schrecklicher Unfall führte gar zur Schließung der Brücke nach bezirksamtlicher Anordnung vom 17. Juni 1882. Am 16. Dezember 1881 um 11.00 Uhr nachts ertrank der Bauer Johann Bär „nach Genuss von zu vielem Bier unterhalb der Baille-Maile-Brücke. Wahrscheinlich ist er beim Überqueren der schadhaften Brücke in den Main gestürzt

Ursprünglich führte die Verbindung von Himmelkron nach Trebgast über die „Dorfbrücke“ zum heutigen Ortsteil Ziegelhütte und entlang des Schildgrabens über die Trebgaster Höhe, vorbei an zwei Steinmartern zum Nachbarort. Mit der Öffnung der Brücke ergab sich ein neuer idyllischer Weg entlang des Weißen Maines. Im Jahr 1898 schrieb der Historiker Fritz Stein: „ …vermittelt doch diese Brücke den anmutigen Flusspfad im schönen Wiesengrunde des lieblichen Maintales von Trebgast nach Himmelkron.“

Die Bedeutung der Brücke wird in einem Schreiben vom 30. Juli 1928 des Bezirksamtes Berneck an die Regierung von Oberfranken besonders gewürdigt: „Für Himmelkron bedeutet sie die Erinnerung an die berühmte Himmelkroner Allee, welche dort in der Nähe endigte. Für die Allgemeinheit und für Fachkreise ist sie ein Glied in der Reihe der technisch und architektonisch sehr gut durchgearbeiteten Markgrafenbrücken, die geschichtlich interessant und fachlich vorbildlich sind, weil sie zeigen, wie Brücken der Natur geschickt eingefügt werden können, ein Problem, das man in der neueren Zeit lange vergeblich versucht hat.“

Dennoch passiert für mehrere Jahrzehnte nichts. Erst 1980 wird die Brücke von der Gemeinde fachgerecht saniert und für Fußgänger wieder freigegeben. 12 Jahre später, also 200 Jahre, nachdem die alte Lindenalle abgeholzt wurde, wurde die Baille-Maille-Allee wieder neu angepflanzt. Momentan ist die alte Baille-Maille-Brücke wieder gesperrt und Grund ist erneut ein Unfall. Am 16. Juli 2016 wollten sich 5 junge Menschen auf der Brücke fotografieren lassen. Dabei löste sich die oberste Stange des Brückengeländers, drei von ihnen stürzten in das fünf Meter tiefer gelegene Flussbett und verletzten sich dabei schwer. Eine Restaurierug steht noch aus.

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Für mehr Informationen zur Baille-Maille und zum Schloss in Himmelkron besuchen Sie:

Text & Fotos: Herrmann Müller
Quelle: Reinhard Stelzer, Die Baille-Maille-Lindenallee zu Himmelkron. 2021. Gemeinde Himmelkron