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Bayreuth/Kulmbach entdecken
Himmelkron – Markgräfliche Sommerresidenz und Jagdschloss
Otto IV von Orlamünde hatte bei seiner Stiftung 1279 das Zisterzienserinnen-Kloster mit reichen Ländereien, Einkünften und Rechten ausgestattet. Was kirchliche Aufsicht, Lehre und Zucht betraf war es dem mächtigen Kloster Langheim unterstellt. Aber es blieb rechtlich doch im Besitz der Familie und gelangte zwei Generationen später, als die Orlamünder ausstarben, 1338/40 an die Burggrafen von Nürnberg und dadurch später – als die Hohenzollern sich das Markgraftum in das Obere und Untere Gebiet teilten – an die Markgrafen von Brandenburg-Kulmbach bzw. -Bayreuth. Nach der Reformation 1528/29 unter Markgraf Georg dem Frommen (1527-1541/3) und dem 20 jährigen Protest von Konvent und Nonnen endete 1569 die Klosterzeit. Die letzte Äbtissin und ihre Nonnen traten dann zum protestantischen Glauben über.
Von den Stiftern der Himmelkron – Wappen der Stifter
Abbildung in der Reimchronik zur Geschichte Himmelkrons von Pfarrer Johann Löer, Melkendorf, 1559 – für die letzte Äbtissin von Himmelkron, Margarethe von Döhlau (Besitz des Historischen Vereins für Oberfranken, Bayreuth – hier aus Helmuth Meißner. Himmelkron. 1979)
- links: Wappen der Andechs-Meranier. Löwe oben, Adler unten – im blauen Schild (=Wappenbild)
- mittig: Wappen der Hohenzollern/Brandenburg
Oben links=Roter Adler, rechts=Roter Greif,
Unten links=burggräflich Nürnberg’scher Löwe, rechts=Hohenzollern-Stammschild,
Herzschild in der Mitte- blau mit gelbem Zepter - rechts: Orlamünde-Wappen. Schwarzer Löwe in gelbem Schild
Die Markgrafen von A-Z
und ihr Erbe in Himmelkron
Himmelkron im 16. Jh. –
nach der Reformation 1528
- Markgraf Albrecht Alcibiades (1541-1557) versucht, sich mit den letzten Äbtissinnen zu arrangieren. In seiner Amtszeit – jedenfalls bis 1553/54 – war Himmelkron Residenz markgräflicher Prinzen und Hofdamen.
- Markgraf Georg Friedrich (1557-1603) hat Himmelkron „mehr als einmal seines Hof-Ablagers gewürdigt“. 1581 wurde von ihm dort ein markgräfliches Kloster- und Stiftsamt eingerichtet. Ab 1558 war im Gebäudekomplex vorübergehend eine Art Pensionat für Kinder begüterter Adelsfamilien aus der Umgebung untergebracht.
- Prinzessin Barbara, die Tochter von MG Friedrich dem Frommen (1527-1543) und Schwester von MG Georg Friedrich, wurde 1536 in Himmelkron geboren. Sie leitete später bis zu ihrem Tod 1591 das dortige Mädchenstift. Ihr Grab entdeckte man bei Restaurierungsarbeiten 1909 unter dem jetzigen Kanzelaltar.
- 1590 wurde die Klosterkirche Pfarrkirche des Ortes.
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Konfessionsgemälde aus der Kilians-Kirche in Kasendorf mit Aufschrift
Historia der Augsburgischen Konfession mit Verzeichnis der Fürsten und Herren, so sich dazu bekannt haben. Anno 1530
(1602 in der Werkstatt des Nürnberger Malers Andreas Herneisen entstanden)
Die protestantischen Fürsten unterschreiben hier die Confessio Augustana vor Kaiser Karl V, darunter befindet sich auch Markgraf Georg der Fromme von Brandenburg-Kulmbach (der rechte Fürst in der 5er-Reihe, mit dem Roter-Adler-Wappen zu Füßen)
Markgraf Christian (1581/1603-1655)
Er verlegt den Amtssitz von der Plassenburg in Kulmbach ins Alte Schloss Bayreuth. In seine Regierungszeit fällt der 30jährige Krieg 1618-1648, der im Markgraftum große Zerstörungen hinterlässt. In Bayreuth hat er mit den Folgen von zwei großen Stadtbränden zu kämpfen. Dennoch – oder gerade deshalb – hält er sich samt Hofhaltung in der Sommerzeit oft und gerne in Himmelkron auf. Er stellt den Beamten Christian Sartorius als Stiftsverwalter und Kastenamtmann ein, der später ein bekannter Komponist wird, von dem auch die Trauermusik zu dem aufwändigen Begräbnis des Markgrafen stammt. Aus seiner Zeit stammt der Taufstein von 1618 in der Himmelkroner Stiftskirche – eine Stiftung des damaligen Klosterverwalters und Stiftskastenamtmanns Goekel. Der kostbare Emporenbehang von 1621 vor der Markgrafenloge in der Kirche, der heute im Stiftskirchenmuseum zu bewundern ist, war ursprünglich wohl für die Stadtkirche Bayreuth bestimmt und wurde wegen des Stadtbrandes 1621 auf die Plassenburg und dann nach Himmelkron gerettet. Hierauf geht Claudia Entschladen 2017 in ihrem AO-Beitrag ausführlich ein.
Markgraf Christian Ernst (1644/1661-1712)
Unter ihm, dem Enkel von MG Christian, nahm Himmelkron seinen Aufschwung. Bald nach seiner Kavaliersreise folgte er dem Vorbild anderer Fürstenhöfe und legte dort 1664 eine extravagante Baille Maille-Allee als höfische Spielanlage an. Er legt auch einen Hofgarten zwischen Weißem Main und Mühlbach an.
Um die Jahrhundertwende entwickelt Hofarchitekt Antonio della Porta ( 1631-1702) aus Lugano ab 1695/99 den Plan für den mächtigen Prinzenbau als eigenem dreistöckigen Flügel, der an den 2. Klosterhof westwärts anschließt, an dem lange gebaut wird und den später sein einziger Sohn, Markgraf Georg Wilhelm – für den er gedacht war – erst vollenden wird.
Auch die Umwandlung der gotischen Stiftskirche zur protestantischen Markgrafenkirche wird 1698/99 begonnen. Der Innenraum wird – ebenfalls nach Plänen von Antonio della Porta – Zug um Zug umgestaltet. Die steinerne Nonnenempore wurde abgenommen und durch eine umlaufende doppelstöckige Holzempore für den Markgrafen und seinen Hofstaat ersetzt, auf durchgehenden Holzsäulen, wie sie danach in der Ordenskirche St. Georgen und für fast alle späteren Kirchen im Markgrafenstil typisch wurden.
Die Decke wurde von Hofstuckateur Bernardo Quadri – ebenfalls aus Lugano stammend – barockisiert und mit dem Hohenzollern-Wappen gekrönt, das man allerdings nur von der Markgrafen-Empore aus sehen konnte (Der Stuck ist eine „Geschmackssache“, mit der sich Kunsthistoriker und Kirchengemeinde nur langsam anfreundeten).
Sitzbänke wurden im Kirchenzentrum eingebaut, Wandbemalungen mit Heiligendarstellungen übertüncht, Heiligenbilder abgenommen. Dennoch blieben viele wertvolle Grabdenkmäler und andere Objekte aus der Kloster-Zeit, vor allem der Kreuzgang, erhalten.
Auf der Kirchturmspitze weht seitdem die Wetterfahne mit dem Brandenburgischen Roten Adler, der Jahreszahl 1698 und den Initialen von MG Christian Ernst.
Markgraf Georg Wilhelm (1678/1712-1726)
Der Markgraf weilt gerne in Himmelkron. Den Prinzenbau vollendet er bis 1719 und lässt dort schon 1712 einen eigenen Roten Adler-Saal „standesgemäß“ einrichten, so dass sich seine Ordensritter (ordre de la sincérité, der Aufrichtigkeit) nicht nur im Kapitelsaal seines Schlosses in St. Georgen am See treffen konnten, sondern ebenso hier, wo zudem Jagdfreuden, die Baille-Maille-Spielanlage und andere Festivitäten lockten. Er ließ auch die alten Klosteranbauten zu Pferdeställen und Wohnungen für den Hofstaat umbauen, um die Sommer- und Herbstresidenz besser nutzen zu können.
Die Barockisierung der Kirche vollendete er, indem er den mittelalterlichen Flügelaltar 1719/20 durch einen neuen Kanzelaltar von Hofbildhauer Elias Räntz (1649-1732) und Hofbauschreiner Johann Spindler (1691-1770) ersetzen ließ. In allen Markgrafenkirchen bildet er das Kernstück der protestantischen Einheit von Wort und Altar und schließt bzw. verbirgt hier den ehemaligen Chorraum, so dass der Gemeinderaum einheitlich erlebt wird. Dort, an der Apsis-Wand, erhält sein Kammerherr Freiherr von Cremon noch 1719 einen Grabstein – ebenfalls von Elias Räntz – , nachdem er auf dem Weg von der Kirche zum Schloss überraschend gestorben war.
1722 ließ MG Georg Wilhelm, nur wenige Kilometer entfernt – speziell für die Reiher- und Beizjagd – auch das Jagdschlösschen Falkenhaube errichten.
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Markgraf Georg Friedrich Karl (1688/1726-1735)
Er war besonders gern in Himmelkron, jedoch aus anderen Motiven als sein Vorgänger. Als pietistischer Markgraf, der vor allem den Schuldenberg des bau- und festfreudigen MG Georg Wilhelm abzubauen hatte, war er mehr an einem ruhigen Rückzugsort interessiert. Ein Pavillon am Ende der Baille-Maille-Allee und ein Reiterhaus stammen aus seiner Epoche. Bemerkenswert ist aber vor allem die von ihm angelegte Fürstengruft, für die er ein Joch der Ritterkapelle abgrenzen ließ. Während alle anderen Markgrafen in der Gruft der Bayreuther Stadtkirche beigesetzt wurden, das Markgrafenpaar Friedrich & Wilhelmine samt Tochter in der Marmorgruft in der Bayreuther Schlosskirche, sind 4 Mitglieder aus der Weferlinger Linie – darunter 2 regierende Markgrafen – hier aufgebahrt.
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Markgraf Friedrich . . .
(1711/1735-1763)
Der Sohn und Nachfolger von Markgraf Georg Friedrich Karl weilte mehrfach mit Gemahlin Wilhelmine (1709/1735-1758) und dem Hofstaat in der markgräflichen Sommerresidenz am Weißen Main. Es wurden Feste gefeiert und auch die Jagd kam nicht zu kurz. 1744 lässt er vor dem Hofgarten zum Maintal hin eine Schanz zu militärischen Übungszwecken errichten. Auch wird eine neue Sandsteinbrücke über den Weißen Main angelegt. Und die Baille-Maille-Spielanlage wird um eine Attraktion reicher, eine Menagerie mit exotischen oder besonderen Tieren.
Dass der Markgraf 1750 auch drei Kreuzgangflügel vom 1. Klosterhof abbrechen ließ, um Raum für Hofstaat und Verwaltung zu schaffen, wird von Kunsthistorikern bedauert. Immerhin blieb der außerordentliche und wertvolle Flügel von 1473 mit den musizierenden Engeln im Gewölbe, den Relief-Steintafeln an der Seitenwand und den Herolden mit den europäischen Ordensketten bestehen. Dies war vor allem dem energischen Widerspruch des Ortspfarrers Johann Daniel Alberti zu verdanken.
1751 wird noch das barocke Pfarrhaus aufgestockt und 1760 der Schlosshof erweitert. Klostermühle und Klosterbrauhaus belasten den markgräflichen Etat. Der Markgraf lässt sie also privatisieren, d.h. er verkauft sie und sie tun noch lange ihren Dienst.
. . . & Markgräfin Wilhelmine
(1709/1735-1758)
Die preußische Prinzessin kam 1732 mit ihrem Gemahl von Berlin nach Bayreuth. Sie ist anfangs etwas enttäuscht von der Provinz und von ihrem Schwiegervater, wovon ihre anfänglichen Eindrücke auch zu Himmelkron noch Zeugnis abgeben. In ihren Memoiren schreibt sie:
„Himmelkron war früher ein Kloster, als es protestantisch ward, säkularisierte sich die Äbtissin mit allen Nönnlein. Seine Lage ist ziemlich angenehm, man hat den alten Hauptgebäuden einen neuen Flügel angebaut, der sehr bequem ist, aber von Spaziergängen gibt es nichts als eine Mail, der beinahe so schön ist wie in Utrecht. Die Art wie man hier lebte, war vollkommen langweilig; der Markgraf / gemeint ist ihr Schwiegervater Georg Friedrich Karl/ betrank sich täglich mit den Herren seines Gefolges, man hatte zur Unterhaltung nichts als Trunkenbolde, die keine Unze gesunden Verstand besaßen und ihren kleinen Rest davon in Weine ersäuften, und den ganzen Tag gellten einem die langweiligen Trompeten und Jagdhörner in den Ohren. Dieser widrige Lärm beraubte mich meiner einzigen noch übrigen Erholung, der Lektüre.“
In den Briefen an ihren geliebten Bruder Friedrich in Potsdam berichtet sie noch öfter von Himmelkron, das ab 1735 von diesem frühen Familienzwiespalt nicht mehr überschattet wird.
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Pfarrhaus
Klostermühle
Markgraf Friedrich Christian (1708/1763-1769)
Nachdem Markgraf Friedrich 1763 starb und auch aus der 2. Ehe keine männlichen Nachfahren hatte, übernahm sein Onkel die Regentschaft des hochverschuldeten Markgraftums. Er hält er sich mehrfach in Himmelkron auf, das er als Rückzugsort und Lieblingsaufenthalt genießt. Als letzter Markgraf von Bayreuth wird er auch in der Weferlinger Fürstengruft in Himmelkron beigesetzt. Im Stiftskirchenmuseum befindet sich noch das große Vortragekreuz, welches bei der Beisetzung der beiden Bayreuther Markgrafen in Himmelkron benutzt wurde.
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Markgraf Alexander von Ansbach-Bayreuth
(1736/ 1769-1791 /1805)
Mit Markgraf Alexander, welcher ab 1769 die beiden Fürstentümer Ansbach und Bayreuth in Personalunion regierte, endet schließlich die Markgrafenzeit, welche insgesamt auch Himmelkron stark prägte. Angesichts der Französischen Revolution und ihrer Folgen für den Adel verkaufte er gegen eine Pension das Fürstentum Ende 1791 an Preußen, um selber in England zu privatisieren.
Die Baille-Maille-Lindenallee wird abgeholzt und das Schloss wird zu Behausungen für Taglöhner und Bettler. Der Pauperismus (die Armut) des 19. Jahrhunderts führt auch in Himmelkron zu ersten Auswanderungswellen nach Nordamerika.