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barocke Prachtbauten & -Strassen

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Gefrees –
Künneth-Palais

Nach ca. zweieinhalb Jahren Bau- bzw. Renovierungszeit wurde das sogenannte Künneth-Palais am 19.11.2011 seiner heutigen Bestimmung übergeben. Mit der gelungenen Restaurierung dieses historischen Hauses, das im sogenannten Kurzinventar des ehemaligen Landkreises Münchberg als „das weitaus bedeutendste Privathaus des Gebietes“ vermerkt ist, hat die Stadt Gefrees ein Stück ihrer Stadtgeschichte zurückgewonnen. Das Künneth-Palais, das Gott sei Dank als eines von ganz wenigen Häusern vom großen Stadtbrand im Jahre 1872 verschont geblieben war, repräsentiert den Stolz eines Bürgers, der es in seiner Stadt zu etwas gebracht hat und sich mit dem Adel messen konnte.

Johann Heinrich Künneth war es, der dieses Haus, ein zweigeschossiges Gebäude mit Mansarddach, im Jahre 1787 errichten ließ. Die um eine Achse vorspringende Straßenfront zu acht Achsen ist aus Sandstein gefertigt, mit zwei rundbogigen Portalen, von toskanischen Pilastern mit Triglyphen-Gebälken flankiert, darüber Kartuschen mit Monogrammen und einer Figur mit einer Inschriftkartusche. Die Decke des Südostzimmers des Obergeschosses mit Rahmen- und Rocaille Stuck wurde originalgetreu restauriert. An der Decke findet sich als Stuck-Motiv das Auge Gottes in der Glorie, wie es sonst vor allem für die barocken Markgrafenkirchen der Region typisch ist.

Der Erbauer des Hauses, der auch Gefreeser Bürgermeister war, wurde 1729 in Gefrees geboren und lebte hier bis zu seinem Tode im Jahre 1807. In seinem bürgerlichen Beruf war Johann Heinrich Künneth Metzgermeister.
Erster Bürger in der Ahnenreihe der Gefreeser Künneths war Heinrich Künneth, der mit seiner Frau Katharina Anfang des 17. Jahrhunderts von Creußen nach Gefrees kam. In unternehmerischer Weitsicht hatte der Gastronom die strategisch gute Lage von Gefrees am Kreuzungspunkt der beiden damals wichtigsten Handels- und Heerstraßen, der Via Imperii und der Via Regia, erkannt und war demzufolge als Gastgeber, Brauer und Wirt im Gasthof „Zum Grünen Baum“ tätig. Rasch wurde die Familie Künneth, deren Vorfahren im 12. Jahrhundert aus Irland eingewandert waren, angesehene Bürger der Stadt Gefrees.

Doch nicht nur historisch ist dieses Haus wertvoll, nein, es schließt auch den Kreis zur Gegenwart. Durch den modernen Anbau aus Glas und Stein gewinnt das Gebäude optisch und räumlich an Attraktion. Als „Bürgerhaus“ wurde es einer sinnvollen Bestimmung übergeben, einer Bestimmung, die sich von der ursprünglichen stark unterscheidet und doch zum Gebäude passt und die es mit neuem Leben erfüllt. Denn das besondere Ambiente bietet sich für Veranstaltungen vielfältiger Art an. Hier finden Kurse der Volkshochschule statt und regelmäßiger Musikunterricht. Im Haus befindet sich das repräsentative Trauzimmer. Und im Bürgerbüro profitieren die Einwohner von wechselnden Beratungsangeboten (z.B. der Deutschen Rentenversicherung, eines Notars oder der AOK). Räumlichkeiten können zudem für Feiern und Veranstaltungen auch gemietet werden (Interessenten wenden sich bitte an die Stadt Gefrees).

Text: Harald Schlegel und Eva Rundholz
Fotos: Harald Schlegel

Info-Box

Fränkische Zeitung (FZ) vom 29.06.2016