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Roter Adler-Saal im Prinzenbau

Einst Prunksaal  . . .

1712, gleich nachdem er offiziell die Markgrafschaft antreten durfte, ließ Georg Wilhelm (1678/1712-1726) diesen besonderen Saal im 1. Stock des Prinzenbaus als festlichen Versammlungsort für seine Ordensritter einrichten. Er heißt daher auch Roter Adler-Ordens-Saal. Dieser prächtige Raum ist die einzige Erinnerung an die frühere Pracht aus markgräflicher Zeit im Schloss. Der Öffentlichkeit ist er leider nur auf besondere Vereinbarung zugänglich.

Der Decken- und Wandstuck stammt von dem italienischen Stuckateur Andrea Domenico Cadenazzi. Der Rote-Adler-Orden in der Stuck-Kartusche und die Initialen von Markgraf Georg Wilhelm zu Brandenburg fallen besonders auf.

Das Deckengemälde von Gabriel Schreyer mit der Jagdszene einer Reiherbeize ist leider übermalt. Himmelkron war ja beliebtes Jagdschloss und die Reiherbeize ein herrschaftliches Jagdvergnügen besonderer Art, bei dem die Reiher von Falken (und anderen darauf abgerichteten Raubvögeln) gejagt, dann aber meist wieder freigelassen wurden. Sie schmecken ja nicht. Meist wurden ihnen nur die langen Kopffedern gerupft.

Die markgräflichen Wohn- und Repräsentations-Räume schließen sich an. Erst später, 1716-1719 etwa, war Georg Wilhelm auch mit anderen Renovierungsarbeiten an dem für ihn bestimmten Prinzenbau befasst.

Ein Klick auf die Bilder vergrößert diese.

. . .  inzwischen nur noch Geheimtipp

Dieser einst berühmte Rote Adler-Saal blieb lange Zeit der Öffentlichkeit verborgen. In den Jahren nach 1973 fanden dort zwar gelegentlich Konzerte und Vorträge statt, aber die Erinnerung daran ist verblasst. 2006 wurde der Saal gesperrt, er war renovierungsbedürftig und diente höchstens noch als Abstell- und Lagerraum.

Die Himmelkroner Heime als Hausbesitzer nutzten den Saal zwar für interne Zwecke, haben bzw. hatten aber verständlicherweise nur begrenztes Interesse, dieses „Luxusobjekt“ aufwendig zu pflegen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Die sw-Fotos aus der Machbarkeitsstudie der kulturplan-Autorinnen Susanne Götz & Bettina Keß von 2010 zeigen erste Vorab-Renovierungsversuche. Erst 2015 konnte der Saal mit Unterstützung der Landesstelle für Nichtstaatliche Museen für etwa 500 Tsd Euro professionell restauriert werden.

Die Gemeinde Himmelkron nutzte den restaurierten Saal ab und zu für Trauungen oder – wie hier auf dem Foto – wenn z. B. ein prominenter Ehrengast aus der Hohenzollern-Linie sich im Goldenen Buch der Gemeinde eintragen durfte. Auf dem Foto ist es Prinz Christian Sigismund von Preußen. Umrahmt wurde der Festakt von Mitgliedern der Rokokogruppe Kulmbach. Der Saal ist inzwischen für die Öffentlichkeit wieder geschlossen.

Foto: Reinhardt Stelzer, Gemeinde Himmelkron

Roter Adler-Säle für die Ordensritter

Der Festsaal im Prinzenbau Himmelkron ist übrigens nur einer von insgesamt 4 Roter Adler-Sälen, die Markgraf Georg Wilhelm für die Ritter seines 1705 gegründeten ordre de la sincérité (= der Aufrichtigkeit) gestalten ließ.

  • Dazu gehörte von Anfang an – neben der Ordenskirche in Bayreuth-St. Georgen – der große Kapitelsaal im 1707 fertig gestellten dortigen Ordensschloss am Brandenburger See.
    1725-1726/7 wurde im mittleren Neubau-Trakt des Ordensschlosses St. Georgen auch der dortige Kapitel- oder Roter Adler-Saal erneuert.
  • Ab 1719 erfüllte auch der Marmorsaal im Alten Schloss der Eremitage zu Bayreuth diese Funktion.
  • 1720 wurde diese Palette ergänzt durch den Oktogon-Kuppelsaal im Jagdschloss Thiergarten, der außer zu Jagdzwecken ebenfalls solchen Treffen diente.

Dort begegnen wir überall dem Künstler-Duo Cadenazzi (Stuck) & Schreyer (Deckenmalerei) wieder.

Die beiden Roter Adler-Säle in Himmelkron & St. Georgen wurden später auch von den Nachfolge-Markgrafen für gesellige Ordensritter-Treffen genutzt. Die Vorläufer-Hausorden von Markgraf Christian Ernst (ordre de la concorde) und Markgraf Georg Wilhelm (ordre de la sincérité), die beide den brandenburgischen Roten Adler als Wappen und Ordensemblem nutzten, gingen 1735 im Roter Adler-Orden auf. Markgraf Georg Friedrich Karl hatte ihn im Namen und in den Statuten angepasst und aufgefrischt. Und Roter Adler-Orden heißt er bis heute.

Der Brandenburgische Rote Adler als Wappenzeichen schmückt schon seit 1698 die Wetterfahne auf der Turmspitze der Stiftskirche, als Georg Wilhelms Vater (= MG Christian Ernst) diese – zeitgleich mit der Grundsteinlegung zum neuen Prinzenbau – im barocken Markgrafenstil umgestalten ließ.

Text & Fotos: Karla Fohrbeck, 2023