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Spätgotischer Kreuzgang von 1473 –
musizierende Engel,
Ordens-Herolde &
Sandstein-Reliefs

Der außergewöhnliche Kreuzgang ist ein großartiges Zeugnis der Spätgotik und verbindet die südliche Längswand der Stiftskirche rückseitig mit dem Klosterhof und den 3 ihn umschließenden Gebäudetrakten. Er wurde 1473 von der Äbtissin Elisabeth von Künßberg(1425/1460-1484) konzipiert und gestiftet, die rechts vom Eingang aus Anlass der Grundsteinlegung auch eine Gedenktafel an der Wand anbringen ließ, darüber das Wappen der Freiherren von Künßberg. Der gesamte Kreuzgang hatte vermutlich eine bunte Ausmalung.

Wie andernorts war ein solcher Klosterhof auf allen vier Seiten von einem offenen Kreuzgang umgeben. 1750 wurden aber unter Markgraf Friedrich (1711/1735-1763) 3 Kreuzgangflügel abgerissen und die Klostergebäude zeitgemäßen Verwaltungs- und Hofbedürfnissen angepasst. Der Blick durch und auf die schönen Maßwerkfenster (jedes mit anderem Muster und individuell gestaltet) lässt noch etwas von dieser stillen Klosteratmosphäre spüren.

Wer die kunstfertigen Steinmetze, Steinbildhauer, Poliere und Werkmeister waren, weiß man nicht. Sie waren in sogenannten Bauhütten verbunden, in denen das architektonische und handwerkliche Wissen geheim gehalten wurde, und wanderten von Baustelle zu Baustelle. Nur ihre Steinmetz-Zeichen sind in Himmelkron erhalten.

Heute sind wir glücklich, dass dieser eine Kreuzgangflügel mit seinem Netzrippengewölbe erhalten blieb. 1969-1972 wurde der Kreuzgang zur 500-Jahrfeier gründlich renoviert. 2023 wurde das 550jährige Jubiläum des gotischen Kreuzgangs gefeiert. Für das ungewöhnliche Programm in diesem Wandelgang der einstigen Nonnen muss man sich etwas Zeit nehmen. Am ausführlichsten hat sich 2008 Olaf Siart in seiner vergleichenden Dissertation bzw. Publikation Kreuzgänge mittelalterlicher Frauenklöster mit dem Kreuzgang in Himmelkron und seinem ikonographischen und meditativen Programm befasst. Da man besser sieht, wenn man vorher etwas dazu weiß, liefern die folgenden Abbildungen in ihrer Struktur immerhin einen Vorgeschmack.

Denn das Netz der rautenförmig sich kreuzenden Rippen, das die Gewölbedecke bildet, beherbergt eine Doppelreihe von 2 x 13 musizierenden Engeln und eine geheimnisvolle Gruppe von Ordensträgern. An der Wand des Wandelgangs befinden sich 7 wunderbare Sandsteinreliefs, u.a. mit Szenen zum 1. und 2. Teil des Glaubensbekenntnisses und ein Fresko mit dessen meditativem Ziel.

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© Gemeinde Himmelkron

Engel im Musik-Himmel

Kopf hoch und Sie entdecken in Doppelreihung 2 x 13 = 26 halbfigurige Engel (mit „blonden“ Haaren) im Deckengewölbe, einzeln in je einer Raute als Sandsteinrelief porträtiert, wie sie singen oder musizieren. Die Musikengel sind vergleichbar, aber doch individuell in Haltung, Haartracht, Flügeln, Kleidung dargestellt, worauf Rita Fischer-Wildhagen besonders hinweist (Himmlische Musikanten. Engel mit Musikinstrumenten in den Kirchen von Oberfranken, CHW Zwischengabe 1990).

Von den 7 Engeln, die singen, zeigen 6 uns je ein Lobpreis-Band (gloria in excelsis deo, in terra pax, benedicte  . . .  Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden . . .), dessen Inhalt den parallelen Credo-Reliefs entspricht. 1 Engel trägt ein Buch (Gott ruht nach der Schöpfung – so eine mögliche Deutung).

19 Engel tragen ein altes Musikinstrument in den Händen. Olaf Siart zählt neben den Blas- & Schlaginstrumenten insgesamt 8 Saiten-, also Streich- oder Zupfinstrumente, darunter Monochord, Laute, Psalterium, Fiedel, Trumscheit, Hackbrett, Drehleier & Harfe. Das Besondere: Es sind alles historische spätmittelalterliche Musikinstrumente aus der Zeit vor der Renaissance – eine komplette Sammlung, die von einfachen Klanggeräten wie der Triangel bis zur komplizierten Drehleier reicht.

Im Zisterzienser-Orden war im ganzen Mittelalter der gregorianische Choral vorherrschende Musikpraxis. Erst im Spätmittelalter bildet sich eine polyphone Musikpraxis, gegen Ende des 15. Jh. auch unter Einschluss der Orgel. Im Kloster Himmelkron gab es gegen 1500 immerhin vier Gesangsmeisterinnen und die Musik hatte einen hohen Stellenwert, vor allem im täglichen Chorgesang der Nonnen, die den Lobpreis-Dienst der Engel – stellvertretend auf Erden – versahen. Dass Engel während der Liturgie anwesend seien, war ohnehin verbreitete Vorstellung. Und Credo de angelis & Engelsmessen „waren im ausgehenden Mittelalter in ganz Europa, besonders in Franken verbreitet.“

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Ortschronist Helmuth Meißner hat alle Musik-Engel 1979 in seinem Himmelkron-Buch systematisiert und wir haben unsere Fotos entsprechend sortiert.

Helmuth Meißner, Himmelkron 1979

Gemeinsames Spiel wäre mit diesem „Orchester“ gar nicht möglich. Es diente anderen Überlegungen. Gesang und Instrumente ordnet Olaf Siart präzise den Etappen des Credo-Zyklus zu. So stehen das Monochord, Trommel & Pfeife und das gesungene Gloria dem Schöpfungs-Relief (A1) gegenüber usw . . .  Er verweist auch auf die mehrfache Übereinstimmung der Instrumentenpaare mit denen im Lobpreis-Psalm 150 hin, dem letzten der Psalme: Laudate eum in chordis et organo = Lobt ihn mit Saiten und Orgelspiel . . . 

Diesen Psalm präsentiert König David (mit der Harfe) am Ende der Engelreihe. Daneben Prophet Jesaja, auf dessen Vision vom dualen Lobpreis der Seraphim-Engel vor dem Thron Gottes verwiesen wird, die einander zurufen Sanctus, sanctus, sanctus = Heilig, heilig, heilig  . . .  & antworten mit dominus deus sabaoth = Herr Gott Sabaoth.

König David mit der Harfe & Psalm 150
Vision des Propheten Jesaja vom Sanctus-Lobpreis der Seraphim vor dem Thron Gottes

Herolde als Ordensträger

Im Deckenfeld des Ostjoches, kurz vor dem Eingang zur Sakristei der Kirche, hat die Kreuzgang-Stifterin, Äbtissin Elisabeth von Künßberg, rund um das Künßberg-Wappen 10 plus 2 Herolde mit 15 Ketten europäischer Orden des 15. Jh. gruppieren lassen.                                                                                                                   „Als Phänomen des Spätmittelalters sind diese Ritterorden bzw. Hoforden u.a. eine Folge der langjährigen Kreuzzüge. Wie die vorhergehenden Ritterorden der Johanniter, Malteser und Templer haben zahlreiche europäische Fürstenhäuser später eigene Orden gegründet, welche Ehre, Treue, Tapferkeit, Mildtätigkeit und insbesondere die Stärkung und Verteidigung des christlichen Glaubens auszeichnen“ (Reinhard Stelzer, Ausstellungstafel im Stiftskirchenmuseum 2023).

Auf den Schriftbändern werden die Orden ihren Hoheitsträgern zugeordnet, die offenbar auch untereinander Verbindung hatten. Olaf Siart entziffert in seinem Klosterkreuzgänge-Buch 2008 u.a.

  • den „kaisser sigemunt“ (mit den Ordenszeichen Kreuz & Drache),
  • 8 Könige, darunter die von Engelant (mit Hosenband-Orden an der Kette) & Navarra (Lilien-Orden), von Aragon (Kannen-Orden), Kastilien (Schuppen-Orden), Dänemark (Elefanten-Orden), Spanien (unbekannt) & Zypern (Schwerter-Orden) und einen weiteren König Christoph von Dänemark (Drachen-Orden)
  • einen „hertzog von osterich“ (Österreich) mit dem Goldenen Vlies
  • einen „bischoff von mantz“ (Ges. des Bischofs von Mainz)
  • einen „grafeen von mantha“ (Ges. der Grafen von Mantua)
  • einen Hochmeister von St. Anton (Antoniter-Orden)
  • MG Albrecht Achilles von Brandenburg (Schwanen-Orden)
  • Fürst von Hessen (Löwen-Orden)

Nicht wenige dieser Orden existieren noch im 18.Jh. So lässt sich Markgraf Friedrich gerne mit dem dänischen Elefanten-Orden abbilden. Und es werden auch weiterhin neue Orden gegründet, wie – um beim Beispiel unserer Markgrafenkultur zu bleiben – der Orden der Eintracht (ordre de la concorde) von Markgraf Christian Ernst und der Orden der Aufrichtigkeit (ordre de la sincérité) seines Sohnes Markgraf Georg Wilhelm, die beide im reformierten Roter Adler-Orden von Markgraf Georg Friedrich Karl und Markgraf Friedrich aufgehen.

Zentrales Deckenfeld
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Credo-Zyklus  –  Meditation der Wandreliefs

Ein erstes großes Wandrelief nimmt eine Sonderstellung ein und stellt Christus als Schmerzensmann dar. Die Präsentation von Jesu Wunden und die Analogie von Sarkophag und Altar deuten auf eucharistische Bezüge.

Daran schließen sich 7 Sandsteinreliefs an, die – bis auf eines – von ähnlichen „Schildbogenfenstern“ umrahmt werden. Dazwischen standen einst 6 Propheten des Alten Testaments als Sockelskulpturen. Ihnen entsprachen gegenüber – zwischen den Maßwerkfenstern – 6 Apostel, die die Stimme des Neuen Testaments verkörperten. 1835 wurden 10 dieser Sandsteinfiguren vom Rentamt nach Warmensteinach verkauft, wo sich die Spur verlor.

Die beschädigte Jesaja-Skulptur (ohne Kopf) im Ostjoch des Kreuzgangs kann anhand ihres Schriftbandes zugeordnet werden = Ecce v/ir/go conc/ipiet/ et pariet filium = Jes. 7.14. Siehe eine Jungfrau wird schwanger werden und einen Sohn gebären.

Das 2. Fragment fand man 1963 in einem Keller. Es stellt König David dar = filius meus /es/ tu, ego hodie gen/ui te = Psalm 2,7. Du bist mein lieber Sohn, heute habe ich dich gezeugt.

Dieser Credo-Zyklus diente der (Wandel-)Meditation der ersten ­
2 Teile des Apostolischen Glaubensbekenntnisses (also den
ersten 6 von 12 Sätzen) und umfasst somit das Heilsgeschehen

  • von der Schöpfung (A1) – die GottVater und ChristusSohn
    (als das Logos-Wort) gemeinsam vollziehen –
  • über Inkarnation und Passion in Jesus bis zur Himmelfahrt
    (B1-B6a),
  • nach der Christus – wiederum neben und mit GottVater –
    das Erlösungswerk vollendet hat (B6b).

Der Holzschnitt als neues Massenmedium lieferte im 15. Jh. in sogenannten Blockbüchern Vorbilder für die örtlichen Künstler. Auf die Analogie des Himmelkroner Credo-Zyklus zu einem solchen Blockbuch aus dem Kloster Weyarn (heute in der Staatsbibliothek München) weist Olaf Siart hin. Die Ikonographie findet sich vereinzelt auch in anderen deutschen und europäischen Kirchen und Klöstern. Aber ein vergleichbarer Zyklus von der Vollendung und Geschlossenheit wie diese 7 Kreuzgang-Szenen in Himmelkron findet sich nirgendwo. Siart, auf den wir uns im Folgenden stützen, hat hierzu – wie auch zur jeweiligen Relief-Ikonografie – ausführlicher recherchiert.

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Der Credo-Zyklus im einzelnen

(A1) Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde
Die Schöpfung

Für heutige Begriffe ein ungewöhnliches Schöpfungsbild. Durch den Kosmos im Rundbild „sind Wasser und Himmel geschieden“. Die Erde taucht als Fels aus dem Meer auf, auf ihm die Mauern der bewehrten Heiligen Stadt, wie sie auch in der Offenbarung beschrieben wird.

Das Ziel des Heilsgeschehens verkörpert der Gottessohn. Christus ist auf dem Relief bei der Schöpfung also präexistent – als Logos = Wort Gottes und 2. Person der Trinität. Das Bild stellt somit „die Schöpfung aus dem Vater durch den Sohn“ dar.
In (B6) wird darauf wieder Bezug genommen.

(B1) Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
Christusknabe

Dort war vermutlich einst ein Altar, so dass dieses Reliefbild in die Spitze des Schildbogenfensters integriert wurde.

Der Glaube an Christus, mit dem dieser Teil des Credo beginnt, wird diesmal durch das ewige göttliche Kind „illustriert“ – ein nackter, thronender Knabe, der mit einem Buddha-Lächeln und überschlagenen Beinen alles schon vollbracht hat, denn „in dem Kind, dem menschgewordenen Gott, scheint damit schon der Herr der Welt und Richter der Endzeit auf“ (Olaf Siart). In der Linken hält er die Sphärenkugel als Herrschafts-Insignie, hinter seinem Kopf speichert der Nimbus das Kreuz. Mandorla und Strahlenkranz rahmen ihn ein, auch 2 Dreiergruppen anbetender Engel zu beiden Seiten.

(B2) der empfangen ist vom Heiligen Geist,
Verkündigung an Maria
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Gott zeugt den Sohn durch seinen Heiligen Geist, der an der Spitze von Gottes Atem als (beschädigte) Taube den Nimbus von Maria berührt. Ihre Reinheit und Jungfräulichkeit werden durch die Vase mit der Lilie angedeutet.

Marias Betpult rechts zeugt von ihrer Schriftkenntnis, sie weiß also von der Prophetie, dass Christus von einer Jungfrau geboren werden wird. Wie aus der niederländischen Malerei wohlbekannt, werden Kirchenraum-Gewölbe und privater Wohnraum als Einheit gesehen. Die rundbogige, geschlossene Tür wird als hortus-conclusus-Motiv vom verschlossenen Garten gedeutet.

Erzengel Gabriel – hinter ihm die zinnenbewehrte Mauer zur göttlichen Welt – hält in der Rechten das Schriftband mit dem Friedensgruß: Ave gra(tia plena dominus) tecum = Du hast Gnade bei Gott gefunden. Und Maria antwortet auf ihrem Schriftband: Ecce ancilla d(omi)ni, fiat mychi se(cundum verbum tuum) = Siehe, ich bin des Herrn Magd, mir geschehe, wie du gesagt hast.

(B3) geboren von der Jungfrau Maria,
Christi Geburt

Josef und die knieende Maria blicken anbetend auf den neugeborenen Jesusknaben, der – von einem Strahlenkranz umgeben – nackt auf dem Boden liegt. Um ihn wachsen göttliche Blumen. Eine Dreiergruppe von Engeln verkündet auf dem Schriftband darüber Gloria in exce(lsis deo) = Ehre sei Gott in der Höhe. Von oben sieht GottVater segnend auf das Geschehen, weiter unten wird es von Ochs und Esel begleitet.

(B4) Gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben,
Geißelung, Kreuzigung & Grablegung

Der große zeitliche Sprung zur Passion führt hier direkt zu diesem Simultanbild, auf dem
3 Leidensszenen zeitlos nebeneinander assoziiert werden. Pontius Pilatus interessiert in der Geißelungsszene links nicht, es geht um das Leiden Jesu und den gequälten Leib. Am
T-Kreuz in der Mitte der dornengekrönte Christus als Sühneopfer für die sündige Menschheit, Maria und Johannes zu seinen Füßen. Und rechts die Grablegung mit
Joseph von Arimathea, Johannes, Maria (in Zisterzienserinnen-Tracht) & Nikodemus.

Auch hier wird über historisch und kultisch analoge Realität meditiert (Analogie von geschlossenem Sarg und Altar-Mensa).

(B5) Niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten,
Vorhölle & Auferstehung

Nur in der apokryphen Überlieferung wird von der Vorhölle berichtet, aber im Apostolischen Glaubensbekenntnis ist sie enthalten, denn auch die Toten leben. Links steigt Christus in diese Vorhölle, (at) tollite portas princip(es) vestras  ein Wehrturm, auf dem Lucifer als Untier sitzt und fragt quis est iste rex gloriae ? = Wer ist dieser König der Ehren?

Und Christus, der gekommen ist, um die Seelen des Alten Bundes zu befreien, die auf ihn warteten, wird von ihnen auf dem Schriftband begrüßt: Advenisti desiderabilis meus = Du bist gekommen, mein ersehnter Geliebter. Adam & Eva verlassen als erste das Höllentor.

Im Simultan-Relief rechts dann die Auferstehung. Christus, der den Tod (und die Hölle) überwunden hat, erscheint mit der Siegesfahne auf dem geschlossenen Sarkophag. Den rechten Arm (der im Relief abgebrochen ist) hat er zum Segensgruß erhoben.

(B6) Aufgefahren zum Himmel; sitzend zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters . . .
Himmelfahrt & Fußabdruck;
Sitz zur Rechten Gottes

Dieses Relief erzählt wiederum zwei Geschichten. Im Hauptfeld erleben Maria und die 12 Apostel die Ascensio Domini, die Himmelfahrt Jesu Christi, der von einem Felsplateau gen Himmel auffährt und von dem man in den Wolken nur noch die Füße mit den Wundmalen sieht, auf dem Fels aber den Fußabdruck, den er (uns) dort hinterlassen hat. Letzteres übrigens ein Detail, das Hofmaler Wilhelm Ernst Wunder Jahrhunderte später im Himmelfahrt-Deckengemälde der barocken Markgrafenkirche von Neudrossenfeld wieder aufgreift.

Rechts oben – in der Erweiterungsecke der Bilderzählung – thronen der gekrönte Christus & GottVater (mit der Tiara als Zeichen der absoluten Herrschaft) nebeneinander und halten die sphaira, die Himmels- oder Sphärenkugel, gemeinsam in den Händen. Das Erlösungswerk ist vollbracht.

Am Ende dieses Wandelganges bildet ein farbiges Wand-Fresko das Ziel dieser oft und oft wiederholten Meditation der 7 Szenen bzw. Glaubensschritte ab, nämlich Kluge Jungfrau im Sinne des Gleichnisses zu werden (Matthäus 25, 1-13).

Die 5 Klugen Jungfrauen haben ausreichend Öl in ihren Lampen und in Krügen, wenn der Bräutigam (Christus) überraschend und nachts kommt. Auch die Äbtissin, die etwas erhöht rechts vom Fresko als Sockel-Plastik porträtiert wird, will dieses innere Ziel verkörpern – als Vorbild für ihre und spätere Nonnen (und Äbtissinnen).

Andere, 1909 und 1991 im Chor der Kirche wiedergefundene secco-bemalte Steine (inzwischen die Unterseite von Bodenplatten) stammten aus der Emporenbrüstung des Nonnenchors und beziehen sich zum Teil auch auf das Gleichnis aus
Matthäus 25, 1-13. Darunter sind 2 törichte Jungfrauen (mit fallender Krone). Sie sind im Stiftskirchenmuseum zu betrachten.

Dieses Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen (Matthäus 25,1-13) spielte auch im Profess der Zisterzienserinnen eine wichtige Rolle. Die „2 Wege“ wurden den Nonnen noch einmal vorgetragen bzw. vorgehalten, wenn sie ihr Gelübde ablegten und sich für Christus, „den Bräutigam“ entschieden (vgl. Eva Schlotheuber & Henrike Lähnemann: „Unerhörte Frauen“. Die Netzwerke der Nonnen im Mittelalter. 2023)

Text & Fotos: Karla Fohrbeck, 2023