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MARKGRAFENKIRCHEN

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Kanzelaltar & Doppelempore

„Barock und Rokoko waren die vorherrschenden Baustile jener Zeit. Als Markgrafen-Stil bezeichnet man den speziellen, etwas weniger aufwändigen Stil der protestantischen Kirchen aus jener Epoche in unserer Gegend“ (Helmuth Meißner).
Typisch für diesen Stil und das protestantische Selbstverständnis sind:

  • Der Taufstein oder Taufengel nahe oder vor dem Altartisch  
    (Taufe und Abendmahl als die beiden einzigen Sakramente).
  • Der Kanzelaltar als eine Übernahme aus Sachsen, der sich ab 1682 im evangelischen Franken verbreitet: Die Kanzel wird in den Altaraufbau (das Retabel) integriert, oft zusammen mit wertvollen Ausstattungsstücken aus früheren Epochen. Der Kanzelaltar rückt nach vorne in die Mitte des Chor- oder Triumphbogens. Der alte gotische Chorraum wird dadurch zur Sakristei. Die Predigt wird zum Mittelpunkt und der
    Heilige Geist – als Kanzel-Taube im Schalldeckel angebracht – soll sie lebendig machen.
  • Die Orgel zum Lobe Gottes (entweder als oberster Part des Kanzelaltars oder ihm zweipolig gegenübergestellt, die Gehäuse bzw. Prospekte als Kunstwerk gestaltet).
  • Die übersichtliche Gestühlanordnung mit freiem Blick auf den Kanzelaltar.
  • Die mindestens 3-seitigen, gelegentlich ganz umlaufenden, häufig bemalten, freistehenden, hölzernen Doppel-Emporen mit den verbindenden, meist marmorierten Säulen.
  • Der angestammte „ordentliche“ Platz für die Gemeindemitglieder (mit dessen Kauf zumindest diese „Innenmöblierung“ der Kirche finanziert werden konnte).
  • Herrenstände und Patronatslogen für Fürsten, Adel und Ratsherren, meist auf Emporen-Höhe und idealerweise der Kanzel gegenüber.
  • Dem Obrigkeits-Patronat entsprechend kunstvolle Wappen und Initialen, oft sogar auf und über dem Kanzelaltar, jedoch eingebunden in das allen Menschen gemeinsame Gottesgnadentum (Thema von Kanzelaufsatz und Decke).
  • Sondergestühl (eingangs hölzerne Schiebegitter für Fremde, seitwärts Scherengitter für Hofangehörige, angesehene Bürger und Gäste), manchmal auch für den Pfarrer und seine Familie, aber auch als „Hühnerstangen“ auf Emporen bei Platzmangel.
  • Vortragskreuze für Beerdigungen, wie die Taufengel meist Stiftungen, mit Kreuzes- oder Dreifaltigkeits-Botschaft in Auferstehungs- und Engelglorie.

Als lichtdurchflutete Saal-, ja Festsaalkirche, Predigt- und Gemeindekirche in einem, überrascht die typische protestantische Markgrafen-Kirche aus dem 18. Jh. mit ihren Rundbogenfenstern im rechteckigen Sandstein-Langhaus. Der italienische und französische Einfluss ist unverkennbar, nicht nur in den fröhlichen blumen- und engelübersäten Stuckdecken.

Kanzelaltäre

Taufengel

Text & Fotos: Karla Fohrbeck