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Markgräfliches Forsthaus Putzenstein

Verlässt man die Marktgemeinde Thurnau auf der Kreisstraße KU17 in Richtung Bayreuth, so zweigt links – etwa 800 m nach der Ortschaft Felkendorf – die Zufahrt zum ehemaligen Forsthaus Putzenstein ab. Bis zum nächsten Ort Pleofen sind es noch einmal 1,5 km. Eine Einöde also, abgelegen und etwas verwunschen. Kein Wunder, dass sich da Legenden bilden und „Gruselgeschichten“ erinnert werden – natürlich von Förstern.

Die Einheimischen fragt man am besten nach dem Budsn-Schdah, wir sind schließlich in Franken.

Es war einmal  . . .  Förster-Schicksale am Putzenstein

Einer Sage zufolge sollen dort einst zwei Förster mit den Namen Putz und Stein in benachbarten Revieren eingesetzt gewesen sein. Sie waren auf das Schlimmste miteinander verfeindet. Beide trafen eines Abends zufällig im Wald aufeinander. Putz, in dessen Revier die Begegnung stattfand, zeigte sich erzürnt darüber, dass Stein es wage, mit geladenem Gewehr sein Revier zu betreten. Die Gemüter erhitzten sich derart, dass sie aufeinander anlegten. Beinahe gleichzeitig krachten zwei Schüsse und beide Männer stürzten tödlich getroffen zu Boden. Als man am nächsten Morgen ihre blutüberströmten Leichname fand, gab man dem Ort den Namen Putzenstein.

Ein Gedenkstein, der heute unmittelbar neben dem ehemaligen Forsthaus steht, erinnert an ein anderes Unglück. Es geschah am 20. November 1611, als der Förster Paulus Seudelmaier erschossen wurde. Vier Jahre später, also 1615, wurde der Stein am sogenannten Hutanger (einer früheren Dorfweide) südöstlich von Felkendorf aufgestellt. 1711 wurde der Stein vom Förster Johann Kopp renoviert. Der Heimatforscher Regler schrieb im Jahr 1932: „Bei den angestellten Nachforschungen über die Personalien des hier Ermordeten fand sich in den Neudrossenfelder Sterbematrikeln vom Jahre 1611 unter Nr.62 folgender Eintrag: „Paulus Settelmeyer, Butzförster zu Limmersdorf, im Wald von einem Wildschütz erschossen, allhier auf sein Begehr begraben, 24. November.“

Weil der Stein bei der landwirtschaftlichen Nutzung im Wege stand, wurde er von der Hutwiese = Hutanger entfernt und samt Texttafel auf dem Grundstück des Forsthauses gegenüber aufgestellt.

Ein Klick auf die Bilder vergrößert diese.

Einst Markgräfliches Forsthaus

1297 taucht im historischen Ortsnamensbuch von Erich von Guttenberg erstmals die Bezeichnung curia steinbuz auf. Curia bedeutet im Lateinischen Gericht, und ein Steinbuz war im Mittelhochdeutschen einfach ein Steinbrocken. Offenbar handelte es sich um einen Gerichts- oder Grenzstein. Damals standen Hochgericht und Grundherrschaft dem Adelsgeschlecht der Förtsch von Thurnau zu. Diese Rechte gingen 1304 bzw. 1311 an das Kloster Langheim über. Über spätere Besitzwechsel ist wenig bekannt.

In einer Vertragskarte aus dem Jahr 1699 wird dann der umgebende Ort erstmals mit Putzenstein bezeichnet und damit dem Territorialbezirk Thurnau der Grafen von Giech zuerkannt.

Aus dieser Zeit vor 1700 stammt wohl das ältere von ursprünglich zwei Gebäuden, ein kleines Bauernhaus. Es wurde leider im Laufe der letzten Jahrzehnte abgebrochen (siehe sw-Foto rechts). Auf dem betreffenden Grundstück steht inzwischen eine Feldscheune.

Im Jahr 1729 baute dann der markgräfliche Forstknecht zu Pleofen das Forsthaus Putzenstein. Der Sandsteinbau soll zunächst einstöckig gewesen sein und wurde erst später aufgestockt.

In der Liste der Baudenkmäler wird das ehemalige Forsthaus in seiner späteren Fassung charakterisiert als Stattlicher zweigeschossiger Walmdachbau, Sandsteinquader, Mitte 19. Jahrhundert.

Lange Zeit wurde das Anwesen von Forstarbeitern bewohnt, die es dann vom Freistaat Bayern kauften (Fam. Böhm).

Leider ist der Brunnen, der zu dem Forsthaus gehörte und den Heimatforscher Hans Edelmann auf seinen Wanderungen in den 1930er Jahren noch fotografieren konnte, inzwischen verschwunden.

Die Zuordnung des einsam gelegenen Forsthauses zu einer festen Realgemeinde glich einem „Bäumchen-wechsle-dich-Spiel“ und scheint jetzt endlich seinen Abschluss gefunden zu haben. 1733 gehörte es zur Gemeinde Pleofen, 1811/12 zu Busbach, 1818 zu Neustädtlein am Forst, 1899 zu Felkendorf, 1971 zu Limmersdorf – und da Limmersdorf 1978 in den Markt Thurnau eingemeindet wurde, nun eben zu Thurnau.

Kultur am Putzenstein

Im Jahr 2011 entdeckte Monika Kober bei einer Wanderung das historische Forsthaus am Rande des Limmersdorfer Forstes. Das immer noch beeindruckende Sandsteingebäude, das romantisch und verlassen zwischen Feldern und Wiesen lag, tat es ihr an. Sie erwarb das etwas heruntergekommene Anwesen und sanierte es zwei Jahre lang. In den Umbau hat sie einiges an Geld, viel Energie und Herzblut gesteckt und das merkt man auch. „Dieser Ort hatte etwas von einem Dornröschenschlaf. Ich habe die Hecke durchdrungen und da begannen die Knospen zu blühen“, erinnert sie sich und kann wirklich stolz darauf sein, ein Schmuckstück aus dem alten Forsthaus gemacht zu haben.

Im Herbst 2013 konnte sie in ihr saniertes Haus einziehen und im Jahr darauf sich einen weiteren Wunsch erfüllen. Die angrenzende Scheune wurde zu einem Kulturstadel umgebaut. Namhafte Künstler der verschiedensten Gattungen gaben sich jahrelang in der gemütlichen Atmosphäre des Putzensteins ein Stelldichein. Theater, Kabarett, Lesungen, Musik und Vorträge wechselten ab. Im Sommer 2021 ging diese fast neunjährige Erfolgsgeschichte zu Ende. Die Corona-Zeit und auch die allgemeine Teuerung hatten ihre Spuren hinterlassen. Mit einem letzten wunderbaren Open-Air-Veranstaltungswochenende wurde der reguläre Veranstaltungsbetrieb von Kultur am Putzenstein beendet.

Monika Kober will sich ab 2023 vorerst auf die Durchführung von einzelnen regionalen Festveranstaltungen beschränken. So hat im Januar das traditionelle „Christbaumverbrennen“ stattgefunden und auch das Maifest und das Erntedankfest sind in Planung.

Text: Hermann Müller
Bilder: Stadtarchiv Kulmbach, Siegfried Nitsche, Hermann Müller & www.putzenstein.de

Wir verweisen dazu auch auf Herbert Popp: Die Sandsteinhäuser & Sandsteinbrüche im Bayreuther Land (darin zu Putzenstein die S. 42 und 236). 2023 (Frankenbund Bayreuth)

Im benachbarten Thurnau finden Sie bedeutende barocke Schätze der Region, zu denen es hier auf der Webseite eigene Einträge gibt.
Jeweils ein KLICK und Sie finden: