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Sandsteinhäuser aus der Markgrafenzeit
Sandstein-Architektur zur Markgrafenzeit
Sandstein ist für die Region des Bayreuth-Kulmbacher Markgraftums das charakteristische Bauelement. Für die markgräflichen Großbauten (Schlösser, Kirchen usw.) war es vom Mittelalter an kennzeichnend. Dank diverser Brandschutzverordnungen weichen aber auch die bäuerlichen und bürgerlichen Fachwerk- und Holzbauten, die meist nur einen Sandsteinsockel aufwiesen, kompakteren Sandsteinbauten. Die Markgrafen und ihr Hofbauamt gingen hier mit gutem Beispiel, Planvorgaben und steuerlichen und anderen Privilegien für die Bauherren voran. Musterbeispiele sind hier
- Die barocke Vorstadt Sankt Georgen (Markgraf Georg Wilhelm, 1712-1726)
- Die barocke Friedrichstraße, aber auch die Opern-, die Max- und die Kanzleistraße in Bayreuth (vor allem zur Zeit von Markgraf Friedrich, 1735-1763)
- Der Wiederaufbau des Marktes von Weidenberg nach dem Großbrand 1770/1771 (Markgraf Alexander, 1769-1791)
Die Bayreuther Markgrafen besaßen und verwalteten an die 30 Sandsteinbrüche (dazu Marmor- und Granitsteinbrüche), kategorisiert nach Farbe und Qualität. Um nur zwei Beispiele zu geben:
Untere Grotte der Eremitage, zwischen 1737 und 1745 unter Markgraf Friedrich erbaut und gestaltet. Hier weiß man, dass Donndorfer Sandstein für die Wappenkartuschen, Flussgötter, Fische & Delphine verwendet wurde.
Spitalkirche Bayreuth, am hinteren Markt, 1748-50 von den Architekten Joseph Saint Pierre & Rudolf Heinrich Richter unter Markgraf Friedrich erbaut. Das Steinmaterial kam hier aus dem Teufelsgraben (die Altenstädter und Preuschwitzer Bauern fuhren es an). Die Pflasterschalen und Trittsteine wurden aus dem Himmelreicher Steinbruch bei Eckersdorf geliefert. Der schwarze Kalk stammte aus Bamberg. Das Material für die Bildhauerarbeiten (Figuren, Zierglieder, Schmuck) wiederum kam aus den Brüchen von Lessau. Nur selten aber wurde das Augenmerk auf solche „Details“ so sorgfältig gelegt wie in der Forschungsarbeit von Brigitte Dieke zur Baugeschichte der Spitalkirche im Archiv für Oberfranken = AO 1984.
Zudem bestehen zwischen Bruch- und Burgsandstein, Quader- und Plattensandstein, Bogenbrücken aus Sandstein oder dem Sandstein für Figuren, Brunnen, Säulen, Fensterschürzen, Wappen-, Tür- oder Mühlsteine, Backöfen (meist aus dem 19. Jh) oder Grabsteine nun einmal erhebliche Unterschiede – auch in Härte und Feinheit des Gesteins. Er war wertvoll und wurde auch als Abbruchmaterial immer wieder verwendet.
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Die typische Sandsteinbauweise wird bis weit ins 19. Jh. fortgeführt, worauf August Gebessler in seinem kunsthistorischen Sammelband Stadt und Landkreis Bayreuth von 1959 auf Seite 85 hinweist:
„Im 19. Jh. wird die charakteristische Sandsteinbauweise noch verbreitet weitergeführt in den typischen Bauernhäusern, in erdgeschossigen Wohn- und Stallbauten. Selbst in diesen bescheidenen Bauten spiegelt sich noch dieselbe bewusste Art, mit der die Denkmäler aus Jahrhunderten der vielgestaltigen Natur des Landes eingefügt sind und sich mit ihr verbinden zum eigentümlichen Bild fränkischer, historisch geprägter Landschaft“.
Dieser warme gelbe, graugelbe, graue oder leicht rötliche Sandstein findet sich daher in den Abbildungen zu fast allen Themen auf der Webseite Markgrafenkultur, vor allem aus dem 18. Jahrhundert.
Sandsteinarchitektur wo immer Sie sich einklicken – ganz gleich, ob Sie sich dabei für Markgrafenkirchen, Schlösser, Prachtbauten & -straßen, Jagdschlösser & Forsthäuser, Barocke Brunnen, Brücken, Fensterschürzen oder Mühlen interessieren. Und noch bei den Taubenhäusern werden Sie als regionaltypische Besonderheit bemerkenswerte Sandsteinsäulen finden, auf denen diese thronen.
Ein optischer Blickfang in der Wilhelminenaue am Roten Main in Bayreuth sind die auffallenden Erdbetonwände, denen verschiedenfarbige regionale Sande beigemischt wurden. Das Landschaftsarchitekturbüro Hahn Hertling von Hantelmann hat sie für die Landesgartenschau 2016 entworfen und künstlerisch gestaltet. Diese „Sandsteinkabinette“ sind seitdem ein wesentlicher Bestandteil des landschaftsplanerischen Freiraumkonzeptes für die Wilhelminenaue, sie ragen in den Landschaftsraum des Roten Mains hinein und sind beliebte Aussichtsplattformen. Die charakteristischen Erdbetonböschungen tragen zur Verstärkung dieser räumlichen Wirkung bei. Sie stellen auch einen Bezug zu den regional-typischen Sandsteinmauern her. Die Erdbetonvorsatzschalen zeichnen sich daher durch eine bewusst handwerkliche Bauweise aus.
Wir konzentrieren uns hier – die Typologie dieser Architektur ergänzend –
auf einige Beispiele zu verschiedenen, vor allem ländliche Haustypen.
Außerdem verweisen wir auf den Verein www.rettetdiefachwerk-undsandsteinhaeuser.de und bitten Sie, sich anregen zu lassen und die Augen offen zu halten für die Schätze unserer Region und sie vor Zerstörung bewahren
zu helfen.
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Text & Fotos (soweit nicht anders vermerkt):
Karla Fohrbeck
Literatur
- Angerer Fritz: Die bäuerlichen Sandsteinbauten des Bayreuther Umlandes und ihre Fassadengestaltung, in: Schönere Heimat – Erbe und Auftrag, Heft 3/ 1987 (Herausgeber: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V.)
- Zur Sandsteinkultur im Markgraftum Bayreuth ist 2023 eine Publikation von Herbert Popp erschienen, die unsere Webseite hervorragend ergänzt, zumal hier auch Sandsteinbrüche und die geologische Faszination des Thema behandelt werden. Da das reichhaltige Bildmaterial und die gut strukturierten Texte nach Orten gegliedert sind, fügen wir hier auch das Inhaltsverzeichnis an.
Das Buch kann beim Frankenbund Bayreuth oder im örtlichen Buchhandel bezogen werden (www.frankenbund.de/gruppe-bayreuth).